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Aus dem Lektorat

Die Geschichte des Fragezeichens

Das Fragezeichen zählt zu den einfachsten Satzzeichen im Deutschen. Die Regeln für seine Verwendung sind übersichtlich und leicht zu merken. Seine Geschichte dagegen ist mysteriös und umstritten.

Das Fragezeichen – ein Mysterium

Über den Ursprung des Fragezeichens gibt es mehrere Theorien. Eine davon ist besonders schön, wenn auch nicht besonders wahr: Man behauptete, das Fragezeichen sei schon von den alten Ägyptern erfunden worden – als Sinnbild des Schwanzes einer neugierigen Katze. Andere wiederum behaupten, es wäre die Erfindung eines Mönchs, dem sein geliebtes Haustier als Inspiration diente. Beide sind leider so schön, wie falsch.

Das Fragezeichen im Mittelalter

Die Griechen jedenfalls kannten das Fragezeichen in unserer heutigen Form nicht und auch die Römer hatten kein vergleichbares Satzzeichen. Stattdessen verwendeten sie Punkte auf unterschiedlicher Höhe, um Texte zu gliedern.

Zuerst taucht das Fragezeichen in mittelalterlichen Handschriften auf. In den Klöstern Europas kopierten Mönche Handschriften in jahrelanger Kleinstarbeit. Weil Latein für sie eine Fremdsprache war, versuchten sie, Lesern durch die Verwendung von Satzzeichen und Wortzwischenräumen das Verstehen und Vorlesen dieser Texte einfacher zu machen. Dazu kamen auch Markierungen zur Betonung von Silben und Kapitelkennzeichnungen.

Das führte übrigens zuerst zur Theorie, dass das Fragezeichen aus dem lateinischen Wort quaestio entstanden sei, das Schreiber angeblich an das Ende von Fragen schrieben, um den Satz als solche zu markieren. Aus quaestio wurde die Abkürzung qo, dann schrieb man das q über dem o – und so wurde es zum Fragezeichen. Leider haben wir heute keinerlei Belege, dass diese Theorie stimmen könnte.

Die karolingische Bildungsreform

Am wahrscheinlichsten ist dagegen, dass Alkuin von York beteiligt daran ist, dass wir noch heute jede Frage mit dem Fragezeichen versehen. Dieser Gelehrte aus Yorkshire wurde von Karl dem Großen als Gelehrter und Berater an den Hof eingeladen und ist der Wegbereiter der karolingischen Bildungsreform. Alkuin beklagte sich, dass die Interpunktion der Antike verloren gegangen sei (er hielt inkompetente Schreiber für schuldig) und keinen Nachfolger gefunden habe. So setzte er sich selbst für eine konsequente Interpunktion ein.

Das Fragezeichen tauchte erstmal in den Schriftreformen Karls des Großen auf und verbreitete sich ab dem 9. Jahrhundert zusammen mit der karolingischen Minuskel über Europa – wenn auch noch nicht mit seinem heutigen Aussehen. Wahrscheinlich ist, dass es sich aus der zu dieser Zeit verwendeten Neume Quilisma entwickelte, „also einem musikalischen Zeichen, das von mittelalterlichen Schriftstellern als „zitternde und steigende Tonverbindung“ beschrieben wird (B. Bischoff). Demnach stellte das Fragezeichen einen Hinweis für den (Vor-)Leser eines Textes dar, die Stimme zu heben; es charakterisiert die ansteigende Tonmelodie des entsprechenden Satzes und ist also ein rhetorisches Zeichen […].“ (mittelalterliche-geschichte.de).

Endlich ein Aussehen – die Vereinheitlichung des Fragezeichens

Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg mit beweglichen Metalllettern und Druckerpressen. Die Buchdrucker konnten allerdings die Formenvielfalt aus den Manuskripten nicht aufs Papier bringen, sodass eine Vereinheitlichung notwendig war. So wurde für jedes Zeichen eine bestimmte Form festgelegt und auch das Fragezeichen erhielt so seine heutige Form. Das deutsche Wort „Fragezeichen“ ist aber erst für das 16. Jahrhundert belegt.

Das moderne Interpunktionssystem in Deutschland und Regeln für die Verwendung des Fragezeichens

Am Ende des 19. Jahrhunderts arbeitete vor alle meiner daran, das deutsche Interpunktionssystem mit Regeln zu versehen: Konrad Duden, Gymnasiallehrer und späterer Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld. 1876 verfasste er den „Versuch einer deutschen Interpunktionslehre“, 1880 folgte „Vollständige Orthographische Wörterbuch“, das allerdings noch keine Regeln zur Zeichensetzung erhielt.

Erst 1903 erschien der sogenannte Buchdruckerduden, der zum ersten Mal die Zeichensetzung beinhaltete. Die dort getroffenen Regelungen wurden in der 9. Auflage des „Rechtschreibdudens“ 1915 übernommen und immer weiter überarbeitet.

Das umgekehrte Fragezeichen im Spanischen ¿

Eine Besonderheit gibt es im Spanischen, den hier werden sowohl Fragezeichen als auch Ausrufezeichen in umgekehrter Form verwendet. Die Regel findet sich erstmals in der zweiten Auflage der Ortografía der Real Academia de la Lengua, die 1754 erschien. In der Diskussion wurde die Einführung damit begründet, dass man schon zu Beginn eines Satzes wissen sollte, dass es sich um eine Frage handelt. Das würde auch so manchem deutschen Satz gut stehen – besonders, wenn er sehr lang ist.

Quellen

Irmgard Fees: Interpunktion, in: Mathias Kluge (Hg.), Mittelalterliche Geschichte. Eine digitale Einführung (2014).

Verband der Parlaments- und Verhandlungsstenografen e. V.: Punkt, Punkt, Komma, Strich – Zu Geschichte u. Funktion der Zeichensetzung – Zeitreise durch die Geschichte der Zeichensetzung.

Lexico: What Is The Origin Of The Question Mark?

Uni Zürich: Das Zeitalter der fränkischen Herrschaft: Die karolingische Bildungsreform

Titelbild: Jon Tyson auf Unsplash

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Aus dem Lektorat

Wie wird man eigentlich freie Lektorin?

Als Lektorin macht man doch was mit Büchern, oder? Liest man da nicht den ganzen Tag Manuskripte? Das sind Fragen, die ich schon einige Male gehört habe, wenn ich jemandem von meinem Job als Freie Lektorin erzähle. Aber wie findest du einen Einstieg in diese Tätigkeit und was solltest du erledigen, bevor du dich in den ersten Text stürzt?

In diesem Artikel gebe ich dir ein paar wichtige Hinweise, die du beachten solltest, wenn du dich als freie Lektorin selbständig machen möchtest. Ich aktualisiere ihn hin und wieder, damit du auf dem neuesten Stand bist (letzte Aktualisierung: 01.01.2025).

Unterschiedliche Berufe: Verlagslektor und Freier Lektor

Zuerst müssen wir über einen sehr wichtigen Unterschied sprechen. Es gibt nämlich zwei Arten von Lektor*innen: die, die im Verlag arbeiten und jene, die freiberuflich arbeiten und nicht angestellt sind.  Ihre Tätigkeiten unterscheiden sich sehr deutlich.

Lektor*innen im Verlag sind in den meisten Fällen gar nicht mehr so nah am Text, wie du dir das vielleicht vorstellst. Vielmehr sind sie Manager*innen, die sich vor allem um Projekte kümmern, koordinieren und angebotene Manuskripte sichten. Und selbst hier bleibt ihnen oft wenig Zeit – im Durchschnitt nur wenige Minuten pro Einsendung. Sie sind für dich wichtig: Verlagslektor*innen vergeben nämlich die Aufträge nach außen – sie entscheiden darüber, welche freien Lektor*innen welche Verlagstitel bearbeiten.

Freie Lektor*innen dagegen arbeiten selbständig und suchen sich ihre Auftraggeber aus. Wir arbeiten vor allem als freie Dienstleister*innen mit den Verlagen und bearbeiten tatsächlich Texte. Außerdem betreuen wir die Texte von Unternehmen, Privatkunden und nicht zuletzt die Romane der Autor*innen, die im Selfpublishing veröffentlichen. 

Freier Lektor ist kein klassischer Ausbildungsberuf

Der Beruf Lektor*in ist kein klassischer Ausbildungsberuf, auch wenn unseriöse Weiterbildungen das gern behaupten. Theoretisch kann sich jeder Mensch Lektor nennen, ohne eine fachliche Qualifikation nachweisen zu müssen. Das führt dazu, dass bei unseren Kund*innen schnell Unsicherheit herrscht, wer ein gutes Lektorat anbietet und bei wem die Qualität am Ende eher mangelhaft ausfällt.

Trotzdem gibt es einige Gemeinsamkeiten bei professionellen Lektor*innen: Die meisten haben einen akademischen Abschluss. Nicht immer ist es Germanistik – auch Wirtschaftswissenschaften, Kulturwissenschaften oder sogar Archäologie sind dabei. Diese Lektor*innen spezialisieren sich oft auf ihre wissenschaftlichen Fachbereiche und bieten ein sogenanntes Fachlektorat an.

Ein Gespür für gute und richtige Sprache ist sehr, sehr wichtig. Außerdem brauchen Lektor*innen ein umfassendes Allgemeinwissen, beherrschen Recherchetechniken und natürlich können sie alle gängigen Textverarbeitungsprogramme bedienen. Das alles klingt erstmal einfach, nicht wahr?

Marktanalyse und Alleinstellungsmerkmale

Der Markt für freie Lektor*innen ist hart umkämpft und steht unter großem Druck. Dazu kommt, dass die Stimmung in der Buchbranche derzeit nicht die beste ist. Mehr dazu liest du hier in meinem Branchenrückblick für 2024.

Umso wichtiger ist es also für dich, deine Selbstständigkeit gut vorzubereiten und den Markt genau zu analysieren. Bevor du dich beim Finanzamt anmeldest, beschäftigst du dich am besten intensiv mit deinem möglichen Angebot und identifizierst dein Alleinstellungsmerkmal. Du solltest dir auch genaue Überlegungen zu deiner Zielgruppe machen und eine sogenannte Persona für deinen Start entwerfen. Mit einer guten Vorbereitung kann es dir gelingen, schneller gute Kontakte zu potenziellen Kund*innen zu finden und dich auf dem Markt zu etablieren.

Finanzamt, Verbände, Steuerangelegenheiten

Natürlich kommt zu dieser inhaltlichen Seite auch eine andere, für viele Menschen nicht so tolle: die steuerliche und versicherungsrechtliche. Aber keine Angst, so kompliziert ist es nicht.

Als freie*r Lektor*in gehörst du zu den sogenannten künstlerischen Berufen (zumindest, wenn du vor allem mit Verlagen und mit Autor*innen im Selfpublishing arbeitest). Du bist damit von der Gewerbesteuer ausgenommen und kannst dich beim Finanzamt als Freiberufler*in anmelden und das entsprechende Formular ausfüllen. Eine genauere Information dazu findest du auf dieser Website. 

Achtung: Reine Korrektor*innen sind KEINE Freiberufler!

Außerdem kannst du unter Umständen Mitglied der Künstlersozialkasse werden und dich als Mitglied im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VfLL) aufnehmen lassen – in beiden Fällen musst du deine Tätigkeit allerdings nachweisen. Lass dich dazu beraten – Krankenkassen haben sehr oft ein Extra-Team für die Beratung zur Künstlersozialkasse. In jedem Fall musst du deiner Krankenkasse deine selbständige Tätigkeit melden. Anhand deiner geschätzten Einnahmen wird ein Beitrag berechnet. Auch, wenn dir das gerade zu Beginn alles sehr kompliziert vorkommen kann: Informiere dich, frage nach, wenn du etwas nicht verstehst.

Mit der Zuteilung einer Steuernummer durch das Finanzamt hast du die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt. Denk auch daran, dass du als Selbständige*r auch die Grundlagen der Rechungserstellung und Buchhaltung kennen solltest. Dir sagen Begriffe wie Vorsteuerabzug, EÜR oder Abschreibungen nichts? Dann wird es Zeit für einen Crashkurs.

Betriebswirtschaftliches Grundwissen kann dir sehr viel Zeit und Ärger ersparen. Eine erste Übersicht und Einführung findest du zum Beispiel in „Freiberufler für Dummies“ von Stefan Schwarz und Steffi Sammet.

An dieser Stelle möchte ich dir dringend empfehlen, einen Businessplan aufzustellen. Dieser ist die perfekte Denkübung: Er hilft dir dabei, dir einen genauen Plan davon zu machen, was du erreichen willst und wie viel Geld du dafür brauchst. Widme dem Finanzteil besonders viel Aufmerksamkeit und errechne dir realistische Stundenpreise, die deine Lebenshaltungskosten decken. Dumpingpreise sind ein No-Go und führen langfristig zu Ärger und Frust.

Das erste Jahr als freie Lektor*in – eine Achterbahnfahrt

Und dann geht es los. Was sich erstmal easy anhört, ist in Wirklichkeit eine Achterbahn der Gefühle. Imposter-Syndrom lässt grüßen! Kann ich das wirklich? Habe ich mir da nicht zu viel vorgenommen? Das sind Fragen, die dir schnell den Schlaf rauben können.

Diese Unsicherheit, ob sich die Selbständigkeit langfristig auszahlen wird, ist normal und jede*r von uns kennt sie. Meine Schwiegermutter – seit vielen Jahren erfolgreich selbständig – sagt immer: Wer nach fünf Jahren noch im Geschäft ist, schafft es. Und ich denke, sie hat recht. Die ersten Jahre sind die mühsamsten.

Damit du gut durch diese Zeit kommst, braucht es kontinuierliches Monitoring. Kommt dein Angebot bei deiner Zielgruppe an? Sind deine Anfragen das, was du dir wünschst? Und wie ist das Feedback zu deiner Arbeit? Aus all diesen Antworten wirst du dein Unternehmen langsam ausbauen und anpassen. Und auch an dir wirst du arbeiten. Viele deiner Kund*innen werden dir jedoch kein Feedback geben, wenn du nicht danach fragst. Trau dich ruhig und sammle die Antworten auch als Referenzen für deine Website oder deine Social-Media-Profile.

Das Schöne dabei ist also: Du hast es in der Hand und du entscheidest, wie du arbeiten möchtest.

Lernen, lernen, lernen – und Netzwerke bilden!

Eines haben wir Lektor*innen mit den Übersetzer*innen und auch mit Autor*innen gemeinsam: Wir alle könnten in Schwierigkeiten kommen, wenn jemand unsere Browserhistorie auswerten würde. Was habe ich schon für Dinge gegoogelt: Wie bekommt man ein Schiff ohne Wind und Ruder aus einem Hafen? Wie vergiftet man einen Menschen, ohne dass es nachweisbar ist? Ist Schierling wirklich das giftigste Kraut in Mitteleuropa?

Aber natürlich heißt Lernen auch, sich weiterzubilden. Ich belege jedes Jahr mindestens 2 fachrelevante Weiterbildungen, manchmal auch völlig fachfremde noch dazu. Und ich lese Magazine und Artikel zu meinen inhaltlichen Fachthemen erneuerbare Energien, Stromnetze, Botanik und Geschichte.

Eine erste Anlaufstelle für angehende Lektor*innen ist die Akademie der Deutschen Medien, die ein dreiteiliges Qualifizierungsprogramm anbietet. Hier lernst du die wichtigsten Grundlagen für eine erfolgreiche Selbständigkeit: Akquise, Netzwerken, die Grundlagen des Handwerks. Und du lernst erste Kontakte kennen – andere Menschen, die wie du mit Texten arbeiten wollen. Nutze die Chance und vernetze dich für die Zukunft.

Netzwerken ist extrem wichtig, wenn du als freie*r Lektor*in langfristig erfolgreich sein möchtest. Denn viele Aufträge – gerade, wenn es eilt  – werden über Beziehungen vergeben. Empfehlungen sind überlebenswichtig. Deshalb solltest du schon früh anfangen, dich mit anderen Fachleuten auszutauschen. Auch soziale Netzwerke wie LinkedIn, Instagram oder Facebook sind dabei hilfreich. 

Du kannst dich gern mit mir bei LinkedIn vernetzen.

Viel mehr als nur Texte – Freiberuflichkeit hat viele Facetten

Lektorieren meint also viel mehr als nur das Lesen eines Textes. Lektorieren ist schwere Textarbeit. Ohne ständige Weiterbildung und den fachlichen Austausch mit Kolleg*innen geht es nicht. Deshalb bedeutet Lektorieren auch: eine ständige Auseinandersetzung mit der Entwicklung der deutschen Sprache. Jugendsprache? Solltest du kennen. Anglizismen, falsche Sprichwörter, neue Wortkreationen – all das sollte immer auf deinem Radar sein.

Dazu kommen noch die Tätigkeiten, die gar nicht mit der Arbeit am Text zu tun haben. Denn wir kümmern uns auch um steuerliche Angelegenheiten, setzen Marketingpläne um und erledigen alle Schritte vom ersten Angebot an potenzielle Kund*innen bis zur Abrechnung eines fertigen Auftrags. Diese Aufgaben solltest du nicht unterschätzen und bei deiner Zeitplanung immer berücksichtigen.

Gründen erfordert Mut

Wer sich selbständig macht, lebt plötzlich ganz anders als angestellte Personen. Hier gibt es niemanden, der dir Arbeitszeiten vorgibt oder dir jeden Monat ein festes Gehalt überweist. Gründen erfordert Mut, Ausdauer und ja, auch Disziplin. Und am wichtigsten ist gründliche Vorbereitung, bevor du diesen Schritt gehst. Ein Businessplan ist das Mindeste, selbst wenn du am Ende alles anders machst und das Teil in der Schublade verschwindet. 

Dafür bietet dir eine Tätigkeit als freie*r Lektor*in sehr viel. Du lernst eine Menge spannender Leute kennen, du bist mittendrin in Texten und neuen Büchern und du sammelst so viel Wissen über alles Mögliche, dass du jedes Quiz-Duell gewinnst. Und du kannst so arbeiten, wie du es willst.

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Tipps für die Überarbeitung Veröffentlichung und Marketing

Effizientes Lektorat und Korrektorat mit Acrobat Reader und InDesign

Bei der Erwähnung des Wortes „Überarbeitung“ bricht nicht nur bei Autor*innen der Schweiß aus. Auch Designer*innen, Buchsetzer*innen und andere Personen, die in diesem langen Prozess beteiligt sind, wird es so gehen. Aber es gibt Tricks, wie wir unsere Zusammenarbeit mit Designer*innen viel einfacher und effizienter gestalten können.

 

Lektorat und Korrektorat in InDesign – die Ausgangssituation

In den überwiegenden Fällen bekomme ich von meinen Kund*innen ein Word-Dokument, in dem ich arbeite – egal, ob Lektorat oder Korrektorat. Die Dateien sind klein, lassen sich gut verschicken und die meisten Kund*innen kennen zumindest grundlegend die Funktionen des Änderungsmodus. Eine optimale Situation also.

Aber manchmal geschieht es, dass der Text nie in Word angelegt wurde, sondern gleich in InDesign entstanden ist. Das passiert oft bei kleinen Kundenmagazinen mit wenig Seiten. Statt Word-Dokument bekomme ich dann ein PDF geliefert, in dem ich meine Überarbeitung vornehme. 

Das PDF als Grundlage der Schlussredaktion

In meinem Artikel Was dich im Lektorat erwartet habe ich es schon angesprochen: Ein Manuskript muss mehrmals korrigiert werden – und am besten von mehreren Personen. Ein Korrekturlauf sollte dann erfolgen, wenn dein Text gesetzt wurde. Das heißt, dein Text wurde für den Druck in ein vorgegebenes Layout mit passender Schrift und Bildern übertragen. Meistens bekommst du dann ein PDF zur Ansicht und Kontrolle.

Hier setzt die Schlussredaktion ein. In diesem Schritt erfolgt noch einmal eine intensive Korrektur deines Dokuments. Lektor*innen achten hier nicht nur auf Rechtschreibung und Grammatik. Wir prüfen hier für dich auch, ob die Worttrennungen in Ordnung sind, Bilder an der passenden Stelle stehen und ob alle Absätze und Umbrüche stimmen. Bildunterschriften, Inhaltsverzeichnisse, Titelei und Impressum gehören natürlich auch dazu.

Korrekturen in das Manuskript übertragen: eine zeitfressende Tätigkeit

Das PDF bildet dabei 1:1 dein Druckdokument ab – und deshalb ist es so wichtig, hier zu korrigieren! Denn nur so sehen wir, wo es noch hapert. Dabei nutzen wir im kostenfreien Acrobat Reader die Werkzeugleiste „Kommentieren“.

Damit kann ich Text einfügen, ersetzen und löschen und Kommentare verfassen. Man mag es kaum glauben, aber diese wenigen Funktionen reichen vollkommen aus, um die letzten Schwachstellen zu beheben. Wichtig ist dabei, einige Regeln zu beachten:

  • fehlende oder falsche Satzzeichen oder typografische Zeichen werden korrigiert, indem das vorhergehende Wort mitmarkiert und im Kommentarfeld mit dem richtigen Satzzeichen/typografischen Zeichen notiert wird,
  • falsche Trennungen am Zeilenende werden mit dem „Hervorheben“-Werkzeug über den Zeilensprung markiert, im Kommentar wird die richtige Trennung notiert,
  • beim Einfügen von Text muss ein Leerzeichen gesetzt werden – wird Text direkt vor einem Wort eingefügt, folgt ein Leerzeichen.

So sehen die Korrekturen im PDF aus. In den Kommentaren rechts stehen die Änderungen.

 

Sind alle Korrekturen vorgenommen, geht es ans Eingemachte: Wie kommen die Korrekturen in dein gesetztes Manuskript? 

Oft läuft es so: Bei der Schlussredaktion werden im PDF fehlerhafte Stellen durch Lektor*innen markiert und über die Kommentarfunktion korrigiert. Buchsetzer*innen oder Designer*innen gleichen die Dokumente ab, indem sie beide Dateien nebeneinander öffnen und sich durch das Manuskript arbeiten und per Copy und Paste die Änderungen vornehmen.

Der Nachteil: Das kann – gerade bei sehr umfangreichen Manuskripten – sehr lange dauern. Und wir wissen: Zeit ist Geld. Aber zum Glück gibt es Funktionen, die uns die Zusammenarbeit deutlich erleichtern.

Die Lösung – Kommentare in InDesign importieren

Mit der Funktion „Kommentare importieren“ hat Adobe uns seit InDesign 2019 endlich ein mächtiges Tool an die Hand gegeben, das stark an den Änderungsmodus von Microsoft Word erinnert. Dabei werden die Kommentare mit wenigen Klicks direkt in InDesign importiert. Dafür wählst du unter Datei > PDF-Kommentare importieren dein PDF mit allen Änderungen aus und klickst auf Kommentare Importieren.

Jetzt können alle Änderungen einzeln bewertet, angenommen oder abgelehnt werden. Mit einem Klick auf die nächste Änderung springst du automatisch zur entsprechenden Textstelle. Am besten funktioniert dieser Weg, wenn deine InDesign-Datei nicht verändert wird in dem Zeitraum, in dem das PDF im Korrektorat ist.

Und so sieht es in InDesign aus: Die importierten Kommentare können nun einzeln geprüft und übernommen werden.

 

Der Vorteil dieser Methode liegt klar auf der Hand: Du sparst sehr viel Zeit, denn nun musst du Änderungen nicht mehr manuell im Text suchen und üübertragen. Außerdem verringerst du die Gefahr, Änderungen im PDF zu übersehen oder neue Fehler hineinzubringen.

 Alle Informationen zum Importieren von Kommentaren in InDesign finden sich auf den Adobe-Hilfeseiten.

Wenn der Text länger ist – Lektorat in InDesign

Was aber kannst du tun, wenn du einen langen Text in InDesign hast, der lektoriert werden soll? Hier wird der Weg über das PDF unbequem. Muss ich im Lektorat Sätze ändern, verschieben oder streichen, wird es unübersichtlich. Die Gefahr steigt, dass der Text nachher viele Fehler enthält, die korrigiert werden müssen.

Auch dafür gibt es eine Lösung: Lektorat direkt in InDesign. Das Programm bietet einen Änderungsmodus, der dem von Word sehr ähnlich ist. Die meisten Lektor*innen besitzen keine Lizenz für InDesign. Gerade bei sehr großen Druckdokumenten und Broschüren aber lohnt sich eine Zusammenarbeit in dieser Art ganz besonders dann, wenn es gar kein Word-Dokument gibt.

Für konkrete Projekte biete ich an, eine günstige Monatslizenz für InDesign einzukaufen – so kann ich direkt in deinem Dokument lektorieren und wir beide sparen viel Zeit und Nerven, denn wir müssen keinen Text extrahieren und wieder importieren.

Alle Informationen zum Änderungsmodus von InDesign findest du hier.

 

 

Mein Angebot für dich

Lektorat und Korrektorat direkt in InDesign. Schreib mir gern eine E-Mail mit Infos zu deinem Projekt und du bekommst ein unverbindliches Angebot von mir.


Titelbild von Devanath auf Pixabay

Den schönen Blindtext „Hinter den Wolkenbergen“ findet ihr beim blindtextgenerator. Vielen Dank an meine Kollegin Anke Sundermeier für das Beispiel-PDF und unsere gute Zusammenarbeit.

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Aus dem Lektorat Tipps für die Überarbeitung

Was dich im Lektorat erwartet

Herzlichen Glückwunsch! Du hast deinen ersten Entwurf geschrieben und freust dich, dass deine Idee endlich Wirklichkeit wird. Jetzt überlegst du, ob du ein Lektorat in Anspruch nehmen sollst und weißt nicht genau, was dich erwartet? In diesem Artikel zeige ich dir, was ein Lektorat alles bietet.

Warum du keine Angst vor dem Lektorat haben solltest

 Viele Autor*innen im Self-Publishing sagen mir, dass sie nur ein Korrektorat brauchen, denn inhaltlich sei schon alles erledigt. Häufig sind die Gründe für diese Ansicht Zeitdruck, Geld und das eigene Ego. Aber bevor du auch so handelst, solltest du dir etwas klar machen: Gute Romane brauchen Zeit und schlechte Bewertungen kosten dich langfristig viel mehr, als du für ein gutes Lektorat ausgegeben hättest.

Die größte Angst – und auch die am seltensten ausgesprochene – ist aber, dass im Lektorat der eigene Stil oder die selbst erdachte Geschichte so verändert wird, dass sie nicht mehr „deine“ ist. Deine Angst ist verständlich, aber bei der Zusammenarbeit mit professionellen Lektor*innen musst du sie nicht haben.

Vor Kurzem bin ich in eine neue Wohnung gezogen und war unglücklich über die schlecht tapezierten Wände. Ein Bekannter half uns. Er hat eine lange Karriere als Maler hinter sich. Als ich ihm von meinen Befürchtungen erzählte, sagte er den sehr schönen Satz: „Ein Maler ist wie eine Kosmetikerin – er macht alles schön.“

Das trifft genauso auch auf das Lektorat zu. Es ist nicht meine Aufgabe, deinen Text nach meinen Vorstellungen zu verändern. Ich gebe dir professionelle Ratschläge, an welchen Stellen du arbeiten kannst, damit dein Text „rund“ wird. 

Viele Schritte bis zum fertigen Buch

Das Lektorat ist natürlich nur einer von vielen Schritten bis zum fertigen Buch. Je nachdem, wo und in welcher Form dein Buch erscheinen soll, kommen einige hinzu, andere fallen weg. Gerade im Self-Publishing bietet es sich an, Testleser*innen zu suchen oder ein Sensitivity Reading in Auftrag zu geben, wenn du dir über die Darstellung nicht sicher bist. Auch Marketing-Schritte solltest du einplanen.

Trotzdem möchte ich dir gern eine kurze Übersicht geben, welche Arbeitsschritte idealerweise geschehen, bevor dein Buch erscheint. 

Wie gesagt: Nicht alle Schritte sind immer notwendig. Gerade, wenn du schon länger mit deiner/deinem Lektor*in zusammenarbeitest, seid ihr ein eingespieltes Team und wisst, wie der Hase läuft. Dann kann oft das Entwicklungslektorat entfallen oder ihr steigt mit einer schnellen Manuskriptkritik ein, bevor es direkt in das Stillektorat geht. 

Für einen ersten Überblick stelle ich dir hier die Schritte vor, an denen ich als Lektorin oft beteiligt bin. 

Die Manuskriptkritik – ein Einstieg in das professionelle Lektorat

Idealerweise hast du hier die erste Version deines Manuskripts abgeschlossen und selbst schon einmal überarbeitet. Für diesen Schritt gibt es zwei Varianten:

 Ein Gutachten ist die perfekte Grundlage für ein tiefgehendes Lektorat, denn hier haben wir schon über grundlegende Fragen gesprochen, die sich beim ersten Lesen ergeben. Die meisten Autor*innen aber überspringen diesen Schritt und wünschen sich gleich ein stilistisches Lektorat. Das führt dann häufig dazu, dass sich der Aufwand im Text deutlich erhöht. Mit einem Gutachten ist der Blick auf den Text nämlich schon viel geschärfter.

Mehr Informationen habe ich dir in meinem Artikel Was ist eine Manuskriptkritik? zusammengestellt. 

Das Entwicklungslektorat - für einen guten Plot und glaubhafte Charaktere

Das Entwicklungslektorat ist die nächste Stufe. Es kann entweder nach der Manuskriptkritik erfolgen oder du entscheidest dich gleich für diese Tiefenanalyse. 

Wir feilen an deinem Plot, straffen den Handlungsbogen und überarbeiten die Darstellung deiner Figuren. Dann konzentrieren wir uns darauf, deine Stimme zu finden und machen uns darüber Gedanken, was du mit deinem Text aussagen möchtest. Meine Arbeit orientiert sich zu einhundert Prozent an deinen Vorstellungen – wir lernen uns und deinen Text also so richtig kennen.

Damit wir die besten Ergebnisse erzielen, nutze ich im Entwicklungslektorat gerne verschiedene Materialien und Tools. Dazu gehörten Weltenbaubögen, Charakterbögen, Plot-Methoden oder auch Pinboards für die Zielgruppenanalyse.

Das Stillektorat - erfolgreich durch die schwerste Phase

Jetzt geht es ans Eingemachte. Im Stillektorat bearbeite dein Manuskript Zeile für Zeile, Absatz für Absatz. Fakten werden gecheckt, der Stil deines Textes geprüft. Sprechen deine Figuren so, wie man es von ihnen erwartet? Sind die Schauplätze gut beschrieben und wird die Perspektive eingehalten?

Wenn wir diesen Schritt geschafft haben, hat dein Manuskript sich wahrscheinlich schon deutlich verändert. Auch Autor*innen, die jedes Jahr mehrere Bücher auf den Markt bringen, profitieren von diesem Schritt. Denn wir alle werden betriebsblind für unsere eigenen Texte. Und jeder Mensch neigt dazu, bestimmte Wörter oder Wendungen immer wieder zu benutzen. Da ist ein frisches Paar Augen gefragt, um solche Textstellen zu erkennen.

Aufräumen im Manuskript – Haben wir etwas übersehen?

Das hier ist ein Zwischenschritt, der sehr nützlich sein kann und dir etwas Zeit zum Durchatmen gibt. Nachdem du alle Änderungen aus dem Stillektorat eingearbeitet hast, schaust du das Material durch. Sind noch Kommentare unbeantwortet? Haben wir ein loses Ende übersehen? Das beheben wir gemeinsam, bevor es mit dem nächsten Schritt weitergeht.

Der erste Korrekturlauf - Richtig schreiben ist wichtig

Hier endet das klassische Lektorat und es beginnt eine Arbeit, die viele Menschen anstrengend finden: das Korrektorat. 

Du stellst dir wahrscheinlich die Frage: Machst du das nicht sowieso bei der Bearbeitung des Textes? Ja und Nein. Natürlich korrigiere ich Fehler, die mir schon auffallen, wenn ich deinen Text bearbeite. Aber das ersetzt kein vollwertiges Korrektorat – besonders dann nicht, wenn du selbst noch viele Änderungen einarbeitest. 

Deshalb empfehle ich immer ein gesondertes Korrektorat. Im besten Fall übernimmt das sogar eine andere Person als ich. Die meisten Lektor*innen verfügen über ein gutes Netzwerk und können die jemanden empfehlen. Übrigens: Ich arbeite mit 2 Kolleginnen eng zusammen im Textkollektiv Avantgarde Noir. Durch die kurzen Kommunikationswege bieten wir dir gern ein Paket an.

Der zweite Korrekturlauf - weil einmal eben nicht reicht

Viele Menschen denken, dass ein Korrekturdurchlauf ausreichend ist. Das geht natürlich, aber es ist nicht sehr empfehlenswert. Denn Korrekturlesen hat mehr zu bieten, als nur Rechtschreibfehler und Grammatik zu berichtigen. Deshalb ist ein zweiter Korrekturlauf sinnvoll, wenn dein Text aus dem Buchsatz kommt.

Sind deine Absätze richtig formatiert? Fehlt irgendwo Text, der beim Setzen verloren gegangen ist oder entstehen unschöne Trennungen? Das alles gehört mit in diesen Lauf hinein. In Zusammenarbeit mit der Person, die dein Buch gestaltet, werden jetzt die letzten Fehler aufgedeckt. Die Korrekturen werden dann in das gesetzte Manuskript eingearbeitet, bevor du deine Geschichte endlich in den Druck geben oder als E-Book veröffentlichen kannst.

Die Preisfrage – Balance zwischen Budget und Qualität

Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte über die Preisfrage verlieren. Ich bin mir sicher, dass sie auch dich bis hierher schon begleitet hat. Immer wieder lese ich in einschlägigen Autor*innen-Gruppen von Menschen, die sich nicht sicher sind, was ein gutes Lektorat kostet.

Diese Frage kann ich auch nicht beantworten, denn ein Lektorat ist kein Artikel, der mit einem Festpreis in einem Warenkorb landet. Jeder Text ist anders und benötigt individuelle Aufmerksamkeit. Deshalb bietet ich immer ein Vorgespräch an, in dem wir uns anhand einer Textprobe annähern und bestimmen, was dein Text braucht und welche Aspekte im Mittelpunkt der Bearbeitung stehen sollen.

Dieses Ausloten ist eine wichtige Stellschraube für deine Budgetplanung. Ein Manuskript, dass du schon selbst überarbeitet hast, macht im Lektorat natürlich weniger Arbeit als eine Rohfassung – der Arbeitsaufwand ist viel geringer und senkt damit den Preis.

Immer gilt: Denk bitte daran, dass Lektor*innen Freiberufler*innen sind, die von ihrer Arbeit leben. Unser Berufsverband heißt VFLL e.V. Viele Lektor*innen sind hier Mitglied – und verpflichten sich damit den Richtlinien wie Diskretion, Fairness, Professionalität und Sorgfalt. Mitglieder müssen ihre Professionalität nachweisen, bevor sie aufgenommen werden. Siehst du also, dass ein*e Lektor*in Mitglied ist, kannst du davon ausgehen, dass du hier ein gutes Lektorat erhältst.

Bildnachweis
Titebild von Wokandapix auf Pixabay
Beitragsbild von olia danilevich von Pexels

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Aus dem Lektorat Tipps für die Überarbeitung

Was ist eine Manuskriptkritik?

Die Manuskriptkritik lohnt sich für alle, die eine erste professionelle Einschätzung zur Qualität und zum Stil ihres Textes haben wollen. Durch ihre Kompaktheit ist sie auch für ein kleines Budget geeignet. Dieser Artikel zeigt dir, was eine Manuskriptkritik beinhaltet.

Die Manuskriptkritik als Einstieg in eine Professionalisierung deines Schreibens

Wenn wir über das Lektorat von Romanen sprechen, denken wir schnell an die intensive Überarbeitung des Textes im Stillektorat. Gerade für Selfpublisher:innen ist damit auch eine hohe finanzielle Hürde verbunden, denn Lektor:innen berechnen die Seitenpreise idealerweise nach Aufwand individuell.

Aber wenn wir einen Schritt zurückgehen, rückt eine Vorstufe ins Blickfeld, die schon wertvolle Hinweise für deine Überarbeitung liefert: die Manuskriptkritik.

Aber wo liegt der Unterschied zwischen dem Feedback von Testleser:innen und einer Manuskriptkritik? Die Antwort auf diese berechtige Frage lautet oft: Professionalität. Testleser:innen sind sehr wertvoll und ihr Feedback kann sehr nützlich sein. Allerdings sind gute Lektor:innen Fachleute, die Literatur von einer wissenschaftlichen Seite betrachten und die Mechanismen des Erzählens verinnerlicht haben. Ihr Feedback ist nicht geprägt vom subjektiven Leseeindruck, sondern vermittelt dir eine nüchterne, professionelle Sicht auf deinen Text.

Welche Themen deckt die Manuskriptkritik ab?

Bei einer Länge von etwa 5-8 Seiten ist die Manuskriptkritik auf den ersten Blick sehr kompakt. Das führt schnell zu der Annahme, dass sie nicht sehr viele Themen abdecken könnte. Aber das stimmt so nicht. 

Immer enthalten ist eine kurze Gesamteinschätzung und eine Stärken- und Schwächenanalyse. Diese beiden Dinge geben dir einen kurzen Überblick. Darauf folgen dann tiefergehende Abschnitte zu Handlung und Spannungsbogen, zur Entwicklung deiner Figuren und zuletzt ein Abschnitt zum Stil. Das Ganze wird individuell ergänzt mit Links und Artikeln zu den spezifischen Auffälligkeiten in deinem Text.

In einem Anhang bekommst du eine kleine Liste von Wendungen und Wörtern, die du häufig verwendest und die du schon überarbeiten kannst, bevor dein Manuskript ins Lektorat geht.

Interessiert an einem Angebot?

Du möchtest mehr erfahren, eine Manuskriptkritik buchen oder sogar ein Lektorat? Klicke hier und melde dich bei mir. Ich schreibe dir gern ein unverbindliches Angebot.

Nicht nur für Debüts - die Manuskriptkritik als Werkzeug für alle Erfahrungsstufen

All dieses Feedback lohnt sich übrigens nicht nur, wenn du gerade an deinem Debüt arbeitest. Wir alle werden beim Schreiben irgendwann betriebsblind, sehen unsere Wortmonster nicht mehr oder sind uns auch beim vierten Roman nicht sicher, ob der Plot wirklich etwas taugt. Deshalb empfehle ich die Manuskriptkritik gern auch erfahrenen Autor:innen.

Außerdem können wir Zusatzleistungen vereinbaren, die sich hier anbieten. Vielen fällt es schwer, passende Exposés und Klappentexte selbst zu verfassen. Diese Dinge können bei einer Manuskriptkritik gleich mit erledigt werden und müssen dann nur noch geringfügig angepasst werden, wenn der Text durch das Lektorat gegangen ist. 

Günstiger Einstieg, große Wirkung

Im Gegensatz zu einem vollen Entwicklungslektorat oder Stillektorat musst du für eine Manuskriptkritik noch nicht tief in die Tasche greifen. Je nach Umfang und Schwierigkeitsgrad deines Textes kannst du ab etwa 300 € eine umfassende Kritik erhalten. 

Oft ist die Zusammenarbeit mit der Lektorin oder dem Lektor danach sogar günstiger! Das liegt vor allem daran, dass du mit der Manuskriptkritik ein mächtiges Werkzeug für deine Überarbeitung bekommst. Die konkreten Hinweise auf die Stärken und Schwächen deines Manuskripts weisen dir einen Weg. Damit hast du es selbst in der Hand, deiner Lektorin oder deinem Lektor ein schon gutes Manuskript zu liefern, wenn ihr über das Lektorat sprecht. 

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Tipps für die Überarbeitung

3 Aspekte, die du bei der Überarbeitung deines Romans beachten solltest

Die Überarbeitung deines Manuskripts ist ein Schritt, den du nicht überspringen solltest, denn hier wird aus deinem recht soliden Text ein ausgefeilt guter. Jetzt ist der Moment gekommen, diese drei Aspekte genauer unter die Lupe zu nehmen.

Hat deine Hauptfigur ein Entscheidungsproblem?

Wir alle wollen über unser Leben selbst bestimmen, nicht wahr? Niemand mag es, wenn alles von jemandem anderem entschieden wird. Mit Romanfiguren verhält es sich genauso. Für uns als Leserinnen ist es spannender, über das Leben einer Figur zu lesen, die in vielen Situationen einen Weg selbst finden muss. Für Ruhm und Ehre – oder eben auch Verderben und Missgeschick.

Du solltest dir deshalb diese Frage stellen: Trifft deine Figur eigene Entscheidungen? Oder wird sie nur herumkommandiert und gerät in Situationen, ohne dafür selbst etwas zu tun? Eine gute Figur ist für ihr Handeln selbst verantwortlich. Sie ist der Star ihrer Geschichte.

Natürlich muss nicht jede Entscheidung die richtige oder gute sein. Ganz im Gegenteil, eine falsche Entscheidung kann einen Wendepunkt in deiner Handlung erzeugen und deiner Figur zu ihrer weiteren Entwicklung verhelfen. Ganz nebenbei ermöglicht das auch deinen Leser*innen, sich mehr mit ihr zu identifizieren. Denn wer mag schon perfekte Menschen? Wir alle versuchen, gut zu sein, aber jede*r von uns hat schon Entscheidungen getroffen, die eben nicht so optimal waren.

Aufgabe 1

Such in deiner Geschichte alle Momente, in denen sich deine Figur für oder gegen etwas entscheiden muss. Wenn du keine findest, hast du dein Problem schon erkannt.

„Wir müssen reden“ oder: Warum Dialoge nicht immer die beste Wahl sind

Viele Autor*innen glauben, dass Dialoge wichtiger sind als Handlung. Beziehungsarbeit, Eroberung, Strategien zur Übernahme der Weltherrschaft – immer wieder sitzen Figuren irgendwo herum und reden.

Die Wahrheit ist: Ein wirklich gelungener Dialog – sei es auf einer Parkbank, im Auto oder in einer Kommandozentrale kurz vor der Apokalypse – kann nur dann funktionieren, wenn er in die Handlung eingebettet ist. Und wenn er zu lang wird, verliert deine Story ihre Spannung und ihren Schwung. Probleme werden zerredet, statt praktisch gelöst zu werden. Damit dir das nicht passiert, solltest du genau prüfen, warum deine Figuren ein Gespräch anfangen und ob sie nicht besser aktiv handeln können.

Aufgabe 2

Durchsuche deinen Text und eliminiere ein paar Szenen, in denen Figuren nur herumsitzen und darüber reden, was sie tun sollten. Lass es sie stattdessen einfach tun!

„Und dann wurde mir etwas klar...“

Manchmal machen wir es uns wirklich gern sehr einfach. Figuren stehen irgendwo in einer Szene herum und dann sagen sie Dinge wie: „Oh, jetzt verstehe ich es endlich!“ Und dann erklären sie zeilenlang, was sie verstanden haben.

Aber ernsthaft: Würdest du lieber von einer Figur alles erklärt bekommen? Oder wäre es nicht doch viel besser, wenn du selbst miterlebst, wie sich Dinge im Laufe der Handlung entwickeln? Ich denke, die Antwort wird dir nicht schwerfallen.

Es ist wichtig, dass du dich nicht selbst betrügst und es dir so einfach machst. Statt eine Figur erklären zu lassen, was ihr alles so klar wird, solltest du lieber eine Szene schreiben, in der deine Leser*innen das alles direkt miterleben können. Dein Ziel sollte der berühmte WTF-Moment (In der Philosophie nennt sich das Epiphanie.) beim Lesen sein. Und dafür braucht es eben kein: „Und dann verstand ich endlich, was hier vorging. Es verhielt sich folgendermaßen.“ Dieser Satz sollte nur fallen, wenn du einen Krimi im Stil von Miss Marple oder Sherlock Holmes schreibst.

Aufgabe 3

Du weißt, was zu tun ist. Wirf die Suchfunktion an und finde alle Textstellen, in denen jemandem etwas „klar wird“, etwas „verstanden wird“ und welche Formulierungen du sonst dafür noch verwendest.

Natürlich geht es nicht darum, alle Textstellen zu streichen, auf die diese drei Hinweise zutreffen.

Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift.

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Veröffentlichung und Marketing

Wie finde ich die richtige Zielgruppe für meinen Text?

Egal, ob du dich für Self-Publishing oder Verlagssuche entscheidest – ohne eine Zielgruppenanalyse wirst du deinen Text nicht erfolgreich anbieten. Für viele ist dieses Thema schwierig. In diesem Artikel erfährst du, mit welcher Strategie du es dir einfacher machen kannst.

Warum du deine Zielgruppe gerade im Self-Publishing kennen solltest

Lasst uns heute einer Wahrheit ins Auge sehen: Autor*innen schreiben für eine Zielgruppe – immer! Gerade in der Unterhaltungsliteratur ist diese ziemlich eindeutig festgelegt für jedes Buch. Aber auch Romane aus der „hohen Literatur“ haben eine Zielgruppe. Diese ist vielleicht nicht nach Geschlecht oder Altersstruktur bestimmt, aber umfasst doch eine Gruppe X, die sich für das Thema des Romans interessiert. Und wenn man genau hinsieht, verbindet die Personen dieser Gruppe X häufig mehr als nur dieses Interesse.

Deshalb ist es wichtig, dass du dir deutlich machst, an wen sich dein Text richtet. Spätestens, wenn du dein Manuskript an einen Verlag schicken möchtest oder im Self-Publishing dein Marketing planst, musst du genau wissen, wer dein Buch lesen wird. Je klarer deine Vorstellung ist, umso einfacher ist es auch, dein Buch erfolgreich anzubieten.

„Aber ich schreibe doch für mich!“

Als Lektorin kenne ich den Einwand: „Aber ich schreibe doch nicht für eine Zielgruppe, sondern für mich!“ Das höre ich oft von meinen Kund*innen. Ich antworte darauf: Wenn du nur für dich schreiben würdest, dann wäre es ein Tagebuch. Aber du möchtest, dass jemand deinen Text liest. Du schreibst ihn nicht für die Schublade.

Es gibt aber ein Problem: Fragt man Autor*innen spontan nach ihrer Zielgruppe, neigen viele dazu, eigene Vorlieben und Werte zu beschreiben, statt wirklich darüber nachzudenken. Damit wir das umgehen können, brauchen wir Informationen über potenzielle Leser*innen, über ihre Vorstellungen und Werte, ihr soziales Milieu und ihren Wissensstand.

Ein Avatar für deine Zielgruppe

Wie aber findet findest du deine Zielgruppe? Und wie kannst du sie genau eingrenzen? Dazu brauchst du etwas Zeit, Recherche und eine Strategie, die es dir erleichtert, dich in deine zukünftigen Leser*innen hineinzudenken. 

Wir Menschen können mit individuellen Personen mehr anfangen als mit schwammigen Gruppen. Je mehr Details wir kennen, desto einfacher wird es. Im Marketing spricht man hier von einer Marketing Persona oder einem Avatar. Gerade bei Unternehmensgründungen kommt dieser zum Einsatz – denn jede Gründerin muss wissen, wer ihr Produkt kaufen soll. Ein Avatar ist ein Durchschnitt der Eigenschaften und Interessen deiner Zielgruppe.

Um einen Avatar zu erstellen, brauchst du etwas Zeit und Fantasie. Leg dir einen Charakterbogen an, den du Schritt für Schritt ausfüllst. Um dir die Arbeit zu erleichtern, habe ich dir einen Fragekatalog zusammengestellt. Den Downloadlink findest du am Ende dieses Artikels.

Der erste Schritt: Tausend Fragen

Beantworte alle Fragen zunächst spontan. Der Bogen ist in vier Bereiche aufgeteilt: GrundangabenInteressen und BildungWerte und Vorstellungen und Lebenswelt. Die Grundangaben umfassen Informationen wie den Namen, den Wohnort und das Geschlecht deines Avatars. Bei Bildung und Interessen geht es um den höchsten Abschluss, den Job und die Hobbys deines Avatars. Im Bereich Werte und Vorstellungen findest du Fragen zu den moralischen Vorstellungen, den Problemen und Träumen deines Avatars. Zuletzt gibt es noch ein paar Fragen zur Lebenswelt: Familiäre Beziehungen, Konsumverhalten und soziales Milieu sind hier noch einmal wichtig.

Visualisieren! – The Power of Pinterest

Du hast jetzt in deinem Charakterbogen schon einige Details zu deinem Avatar gesammelt. Es wird Zeit, dein Gehirn auf einer visuellen Ebene anzusprechen. Eine Möglichkeit ist die Collage, eine andere die Mindmap. Beides strukturiert deine Antworten zu den Fragen in übersichtlicher Weise.

Ich finde zu diesem Zweck Pinterest am besten geeignet. Du kannst Pinnwände – so genannte Boards – anlegen, auf denen du Bilder sammelst, die verschiedene Aspekte deines Avatars zeigen. Viele Autor*innen nutzen Pinterest auch als Inspiration für Charaktere und Schauplätze. Lege ein Board für deinen Avatar an und sammle darauf alles, was ihn oder sie ausmacht – von der Wohnungseinrichtung über die Kleidung bis hin zu Merchandising aus den Fandoms, die deinen Avatar interessieren.

Wo du deinen Avatar einsetzen kannst

Mit dieser Visualisierung im Kopf ist es sehr viel einfach, einen kritischen Blick auf das eigene Manuskript zu werfen. Häufig erleichtert es mir als Lektorin auch die Zusammenarbeit mit meinen Kund*innen. Zusammen finden wir so schnell Textstellen, die zu soft oder zu gewalttätig sind. Wir überprüfen das Vokabular auf Wörter, die deine Zielgruppe nicht kennt und schauen, wo Erklärungen notwendig sind. Du bekommst Klarheit darüber, ob deine Geschichte und deine Charaktere gut ankommen werden – sowohl beim richtigen Verlag als auch bei deiner Leserschaft!

Auch für dein Marketing hilft dir dein Avatar weiter. Er ist Ausgangspunkt für die Auswahl der richtigen Social-Media-Plattformen und für die Inhalte und Gestaltung deiner Beiträge. Eine zwanzigjährige Studentin mit Vorliebe für Romance wirst du auf Instagram eher antreffen als auf Facebook. Du kennst jetzt ihre Vorlieben und Interessen und kannst so deinen Roman den richtigen Leser*innen vorstellen.