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Typografie 101: Der Gedankenstrich

Eine Strichlänge kann den Unterschied machen! Damit Sie in Zukunft genau wissen, wann Sie einen Gedankenstrich setzen sollten und ob auch Leerzeichen ins Spiel kommen, habe ich Ihnen in diesem Artikel die wichtigsten Anwendungsfälle zusammengestellt.

Der Bindestrich hält zusammen, was zusammen gehört

Wenn Sie auf Ihrer Tastatur die Taste neben dem Punkt drücken, erzeugen Sie einen Bindestrich. Den Bindestrich verwenden wir für zusammengesetzte Wörter (Komposita) und Anschnitte.

Social-Media-Beiträge, Nobel-Preis

An- und Verkauf, über- und untergeordnet

Der Bindestrich ist kürzer als der Gedankenstrich und wird in den zusammengesetzten Wörtern und Anschnitten ohne Leerzeichen verwendet.

Übrigens: Auch, wenn es manchmal ungewohnt aussieht, werden Wortkombinationen aus deutschen und englischen Begriffen im Deutschen grunsätzlich durchgekoppelt.

Der Gedankenstrich betont einen Satzteil

Der Gedankenstrich (eigentlich Halbgeviertstrich) dagegen ist etwas
komplizierter. Mit Leerzeichen nutzen wir ihn für Einschübe oder Nachstellungen in Sätzen.

Die Autorin – eine Expertin auf dem Gebiet der Energiewende – präsentierte ihre neueste Forschung.

Ich freue mich schon auf das Meeting nächste Woche – sofern meine Termine es zulassen.

Sie sehen, die Länge des Gedankenstrichs unterscheidet sich vom Bindestrich. Der Gedankenstrich unterbricht hier unseren Lesefluss und erzeugt eine Pause – und damit eine Betonung eines Satzteils.

Nutzen Sie ihn sparsam in Ihren Texten. Er kann eine starke Wirkung erzeugen.

Der Bis-Strich für alle Streckenfälle

Der Bis-Strich ist eine besondere Form des Gedankenstrichs, auch bekannt als  Halbgeviertstrich. Er wird im Deutschen auch für Bereichsangaben oder Verbindungen verwendet. Das übrigens legt die DIN5008 fest.

1990–1998

12.–15. November, 09:00–18:00 Uhr

Berlin–Frankfurt–München

S. 50–75

2,0–3,5 GHz

Bei all diesen Verwendungen setzen sie KEINE Leerzeichen. Das Argument „Aber mir gefällt das besser …“ zählt nicht – zumindest dann nicht, wenn Sie auch Textprofis von Ihren Texten überzeugen möchten.

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Aus dem Lektorat

Wie Sie Freelancer mit Genderformen in den Wahnsinn treiben – und wie Sie es vermeiden

„Gendern brauchen wir nicht!“

Vor einigen Wochen bekam ich einen Auftrag für ein Lektorat von einem Designer. Für einen Verband hatte er einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. In den Texten tummelten sich verschiedene Formen: Doppelform, Doppelpunkt, Sternchen. Der Kunde wollte ausschließlich die maskuline Form nutzen und führte das auch darauf zurück, dass in seiner Branche nur wenige Frauen arbeiten würden, „die haben damit kein Problem“.

Wir empfahlen ihm, zumindest die Doppelform und neutrale Formen zu nutzen, um auch nicht männliche Personen in seiner Branche anzusprechen. Er lehnte noch einmal ab und ich bearbeitete das Dokument nach seinen Wünschen. Das gehört auch zu meinem Job: Ich selbst mag es nicht gut finden, aber wenn meine Kundschaft es so will, dann ist es so.

Am Montag darauf dann kam das Dokument wieder zurück: „Wir müssen dringend gendern! Es gab Kritik aus dem Verband! Aber das muss SOFORT sein, wir sind zu spät mit dem Druck!“

Resultat: Lektorin genervt, Designer maximal unter Druck, Druckerei verärgert. Und leider gar kein seltener Fall.

Warum Gendern?

Gendern gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es geht darum, Sprache inklusiver zu gestalten und auch nicht männliche Personen einzubeziehen. Viele wissenschaftliche und empirische Experimente haben gezeigt, dass inklusive Sprache zu veränderten Denkmustern bei den Sprechenden führen. Leider wird die öffentliche Debatte um das Gendern häufig emotional und ohne Grundlagenwissen geführt. Es scheint für viele Menschen ein Reizthema zu sein.

Trotzdem empfehle ich meiner Kundschaft bei jedem Auftrag, eine Entscheidung zu fällen, ob und wie in einem Text gegendert werden soll. Nicht selten bemerke ich dabei, welche Unsicherheiten noch herrschen. „Ich möchte nichts falsch machen“, ist ein Satz, der hier häufig fällt.

5 Tipps für den Einstieg ins richtige Gendern

Jeder Anfang ist schwer, aber richtig Gendern können alle, die es wollen. Hier bekommen Sie 5 Tipps, wie Sie am besten anfangen:

  1. Informieren Sie sich: Machen Sie sich mit den Grundlagen des Genderns vertraut. Verstehen Sie die verschiedenen Formen und Möglichkeiten, wie Sie sprachliche Geschlechtervielfalt in Ihren Texten berücksichtigen können.
  2. Nutzen Sie die Doppelform: Eine einfache Möglichkeit, beim Gendern anzufangen, ist die Verwendung der Doppelform (z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter). Sie ermöglicht es, sowohl männliche als auch weibliche Personen anzusprechen, ohne gleich mit Sonderzeichen wie Stern oder Doppelpunkt zu arbeiten. Gerade bei konservativen Zielgruppen ist das eine passende Form.
  3. Verwenden Sie neutrale Formen: Neben der Doppelform gibt es auch neutrale Formen, die geschlechtsunabhängig sind (z. B. Studierende statt Studenten oder Studentinnen). Diese bieten eine inklusive Alternative, um alle Menschen einzubeziehen. Ganz unten zeige ich Ihnen ein Tool, mit dem Sie im Alltag gut formulieren.
  4. Achten Sie auf Konsistenz: Es ist wichtig, eine einheitliche und durchgängige Verwendung der gewählten Gendersprache in Ihrem Text zu nutzen. Andernfalls kann es zu Missverständnissen und Verwirrung kommen.
  5. Seien Sie sensibel: Denken Sie daran, dass Gendern mehr als nur eine sprachliche Praxis ist. Es geht auch um Wertschätzung, Respekt und die Anerkennung von Vielfalt. Seien Sie sensibel und achtsam in Ihrer Wortwahl.

Eine schnelle Hilfe für den Alltag bietet übrigens das Genderlexikon „Geschickt Gendern“, das für viele Wörter die passenden neutralen Formulierungen bereitstellt.

Geschickt Gendern – Online-Genderwörterbuch für den Alltag

Wenn Sie doch Hilfe brauchen – Gendern mit Profis

Wenn Sie unsicher sind, wie Sie das Gendern sinnvoll in Ihren Texten umsetzen können, helfe ich Ihnen gern weiter. Ich berate Sie vor dem Lektorat ausführlich, wie Sie für Ihre Zielgruppe richtig gendern können. Gemeinsam finden wir eine Lösung, die sowohl Ihre Bedürfnisse als auch die Anforderungen der inklusiven Sprache berücksichtigt.

Nehmen Sie Kontakt mit mir auf und lassen Sie uns gemeinsam an einer inklusiven und vielfältigen Sprache arbeiten. Gendern ist kein Trend, sondern eine wichtige Entwicklung, die in vielen Texten bereits angekommen ist. Machen Sie Ihre Texte für alle Menschen zugänglich und ansprechend.

Lassen Sie uns gemeinsam eine Sprache für Ihr Unternehmen schaffen, die alle Menschen einschließt und respektiert!

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Aus dem Lektorat Menschen und Bücher

Wie veranstalte ich eine Lesung?

Eine Lesung ist eine großartige Gelegenheit, dein Werk einem Publikum vorzustellen. Mit guter Planung gehst du entspannt an diese Veranstaltung heran. Gerade für Menschen, die noch nie vor Publikum gesprochen haben, ist gute Vorbereitung hilfreich.

So bereitest du deine Lesung vor

Wähle einen Veranstaltungsort aus, der gut zu deinem Werk und der Atmosphäre passt, die du schaffen möchtest. Du solltest auch sicherstellen, dass der Ort leicht zugänglich und bequem für das Publikum ist.

Die meisten Veranstaltungsorte planen sehr langfristig. Wenn du deine Anfrage stellst, stelle sicher, dass du alle relevanten Informationen übersichtlich mitlieferst. Am besten eignet sich dazu ein sogenannter “Waschzettel”. Auf EINER Seite präsentierst du alle Informationen zu dir und deinem Buch: Inhaltsangabe, Kontaktdaten, Cover, Bestellwege. Halte auch eine Leseprobe bereit, auf die Veranstalter:innen zugreifen können.

Wenn der Ort und Termin feststehen, wird es Zeit für Marketing. Mach Werbung für deine Lesung, indem du sie auf Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter bewirbst und eine Einladung an deine Leserinnen und Leser sendest. Du solltest auch Flyer drucken und sie an öffentlichen Orten wie Bibliotheken oder Buchhandlungen aushängen.

Bereite dich gut vor: Wähle deine Textpassagen sorgfältig aus und übe sie. Hol dir Feedback von Freund:innen und Verwandten, ob du ausreichend laut und lebendig liest. Wenn du ein Sachbuch geschrieben hast, überlege dir, was du darüber erzählen möchtest und bereite deinen Vortrag gut vor.

Achte auf die Zeit. Eine Lesung sollte nicht zu lang sein. Aus meiner Erfahrung heraus hat sich das Format von einer Stunde gut bewährt. Lass Fragen aus dem Publikum zu und überlege dir schon im Vorfeld, welche Fragen wahrscheinlich gestellt werden.

Was, wenn niemand zu meiner Lesung kommt?

Lesungen sind immer eine innere Zerreißprobe. Die meisten Autor:innen kennen das Gefühl der Unsicherheit. Oft haben sie Freunde oder Familienmitglieder, die zu unseren Lesungen und Veranstaltungen kommen. Aber fast allen passiert es früher oder später: Niemand, wirklich absolut niemand kommt zur Lesung. Wer würde da nicht enttäuscht sein?

Die Wahrheit ist: Das kann wirklich allen mal passieren.

Auf Twitter teilte vor einiger Zeit eine Autorin einen Tweet darüber, dass nur 2 Menschen zu ihrer Lesung auftauchten. Viele Kolleg:innen antworteten darauf mit Stories und Bildern, wie es ihnen ergangen war.

Unter anderem auch Neil Gaiman, der über eine Lesung schrieb: „Terry Pratchett and I did a signing in Manhattan for Good Omens that nobody came to at all. So you are two up on us.“ (LINK) Margaret Atwood erging es ähnlich, nur dass ein verirrter Besucher sie für eine Verkäuferin hielt und nach einem Produkt fragte.

Auch wenn es schwerfällt: Wenn niemand zur Lesung kommt, sei nicht entmutigt. Es gibt viele Gründe, warum jemand nicht kommen kann, von der Baustelle auf dem Weg bis zum übervollen Terminkalender oder Regenwetter. Beim nächsten Mal kann es schon ganz anders aussehen.

Bild: Roel Dierckens auf Unsplash  

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Aus dem Lektorat Menschen und Bücher

Die Hexen und ich: Artikel in der MARK BRANDENBURG

Die Hexenverfolgung in Brandenburg

Jedes Jahr erscheint beim ammian Verlag, für den ich das Buchprogramm leite,  zusätzlich zu den vier regulären Heften des Geschichtsmagazins DIE MARK BRANDENBURG ein Sonderheft – meistens für ein Wunschthema. In diesem Jahr kam der Wunsch gleich von zwei Seiten: einmal von einer Kooperationspartnerin und von mir selbst: Hexenverfolgung in Brandenburg.

Einleitungsartikel von Dr. Silke Kamp

Für unser Redaktionsteam war sofort klar: Das machen wir – aber nur mit DER Expertin für die Brandenburger Hexenprozesse und mit vielen Autorinnen, die sich auf unterschiedlichste Art mit Hexerei und Magie beschäftigt haben. Wir hatten Glück: Dr. Silke Kamp sagte sofort zu, den Einleitungsartikel beizusteuern. Dazu gab sie uns auch die Namen vieler anderer Expert:innen, die wir ansprechen konnten.

Hexenverfolgung in Brandenburg – Zahlen und Fakten

Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands gehört Brandenburg zu den weniger betroffenen Gebieten. Dennoch sind die Zahlen jener Opfer, die durch Inhaftierung, Folter oder Hinrichtung zu Tode kamen, erschreckend.

„In den Jahren 1505 in Ostheeren (Altmark) und 1509 in der Stadt Perleberg (Prignitz) ereigneten sich die ersten überlieferten gerichtlichen Verfolgungen zum vermeintlichen Schadenzauber. Dann schweigen die Quellen für mehrere Jahrzehnte. Für die Mittelmark sind die ersten Rechtsbelehrungen 1529 belegt. In der Uckermark begann die Kriminalisierung von Magie 1538 in Templin mit einem verbalen Verdacht.

Die kontinuierliche Verfolgung setzte in der Mittel- und der Uckermark jedoch erst zu Beginn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein. Auch die höchste Prozessdichte ist jeweils im Zeitraum von 1571 bis 1580 mit 37, respektive 62 Fällen anzusiedeln. Bis 1671 sind für die Uckermark etwa 270 Verfahren überliefert. Im gleichen Zeitraum sind es für die Mittelmark 150. Doch befassten sich märkische Gerichte bis Mitte des 18. Jahrhunderts mit Hexereivorwürfen.“

(siehe: https://www.brandenburgikon.net/index.php/de/sachlexikon/hexenprozesse)

DIE MARK – HEXEN IN BRANDENBURG

Für das Cover konnten wir die niederländische Künstlerin Nona Limmen gewinnen, deren Bildsprache perfekt zu den Themen des Hefts passt. Wir wollten weder einen Scheiterhaufen, noch eine Folterszene auf dem Cover sehen, sondern vielmehr die Menschen selbst in den Vordergrund setzen. Nona Limmens Werk beschäftigt sich mit dem Okkulten und Magie, es zeigt die dunklen Seiten unserer Existenz, aus denen wir dennoch Kraft schöpfen können.

Hexenverbrennung in der Altmark Titelseite Artikel Hartmut Hegeler
Artikel von Hartmut Hegeler

Das sind die Artikel des Hefts

Dr. Silke Kamp: Hexen in Brandenburg

Wie kommt es zu Hexenprozessen? Sind es wirklich Zauber und Flüche oder doch eher ein Streit mit dem Nachbarn? Dr. Silke Kamp schildert anhand eines Beispiels aus dem brandenburgischen Liebenwalde, welche Faktoren zu Hexenprozessen geführt haben.

Katrin Stupp: Mittelalterliche Zaubersprüche zwischen magischem Heidentum und christlichem Alltag

Zaubersprüche gibt es wirklich: Die Merseburger Zaubersprüche sind ein berühmtes Beispiel für heidnische Magie im frühen Mittelalter. Aufgeschrieben sind sie jedoch in christlichen Büchern. Wie gehen christliche Vorstellungen und heidnischer “Aberglaube” zusammen? Katrin Stupp gibt Erklärungen.

Peggy Prien: Was vom Hexen übrig blieb: Magische Objekte und unheimliche Personen im Spiegel archäologischer Funde

Wiedergänger, Vampire, magische Personen – auch in Brandenburg gibt es Bestattungen, die ungewöhnlich sind. Peggy Prien erzählt von mit Steinen beschwerten Skeletten, von Nägeln in Särgen und „Hexenflasche“.

Bettina Bergmann & Kathrin Schwarz: Von “weisen Frauen” und kundigen Nonnen

Was unterscheidet die Heilkunst der Hildegard von Bingen vom Kräuterwissen der einfachen Landfrauen? Ist ein christlicher Segen genauso wirksam wie ein Umschlag und das “Besprechen” von Krankheiten? Bettina Bergmann und Kathrin Schwarz erzählen von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Kloster- und Volksmedizin.

Heike Brett: Die Butterhexe von Semlin

Anna Rahns – angeklagt als Hexe nach einer Beschwerde von Käufern der hergestellten Butter und an den Brandenburger Schöppenstuhl überstellt. 2002 wird ihr ein Denkmal auf dem Semliner Dorfplatz errichtet und Heike Brett recherchiert erneut: Ist Anna Rahns wirklich hingerichtet worden?

Hartmut Hegeler: Hexenprozesse in der Altmark

In der Altmark verzeichnete man die meisten Prozesse gegen angebliche Hexen und Zauberer, hier starben mehr Menschen als anderswo in Brandenburg. Hartmut Hegeler stellt einige Kritiker vor, die sich schon früh gegen die Prozesse äußerten.

Klaus-Peter Möller: Klosterhexen, Naturmagie, Chinesenspuk – Die Macht des Unheimlichen in der Dichtung Fontanes

Geistererscheinungen, Hexen, Wiedergänger – überraschend oft tauchen übersinnliche und magische Phänomene in den Werken Fontanes auf. Klaus-Peter Möller geht ihnen nach.

Kathrin Schwarz: Hexendenkmal Bernau – Warum wir der Hexenverfolgung gedenken

Das Hexendenkmal in Bernau am Henkerhaus ist heute kaum zu übersehen. Darauf finden sich die Namen vieler Menschen, die hier angeklagt, gefoltert und hingerichtet wurden. Wie steht es um das Gedenken an die Opfer von Hexenverfolgungen? Kathrin Schwarz gibt einen Überblick.

Stefka Ammon: Das letzte Todesopfer der Hexenverfolgung in Brandenburg

Am 17. Februar 1701 stirbt die fünfzehnjährige Magd Dorothee Elisabeth Tretschlaff im Dörfchen Fergitz in der Uckermark durch das Schwert des Scharfrichters. Die Künstlerin Stefka Ammon hat die Geschichte um diesen letzten Hexenprozess der Uckermark recherchiert.

Alexander Vogel: Alles rechtens – Der Brandenburger Schöppenstuhl während der Hexenverfolgung

Der Brandenburger Schöppenstuhl – das BGH seiner Zeit – bestand fast 600 Jahre und ist gut dokumentiert. Alexander Vogel untersucht, inwieweit dieses Gericht für die Urteile in den Hexenprozessen in Brandenburg verstrickt ist und zu welchen Urteilen es gekommen ist.

Therese Reinke: Moderne Hexen in Brandenburg – Eine Spurensuche

Vereint oder freifliegend, traditionsbewusst oder modern? Hexen gibt es auch heute noch unter uns – an die 10.000 sind es in Deutschland. Therese Reinke macht sich auf die Suche und findet noch immer Gewalt gegen Frauen, Aufruhr und Empowerment.

Hexen in Brandenburg Cover

Die Mark Brandenburg
Sonderheft 2022: Hexen in Brandenburg

erschienen im ammian Verlag
48 Seiten, mit vielen Abbildungen
ISBN 978-3-948052-60-7

6,00 € zzgl. Versandkosten

 


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Aus dem Lektorat

Die Geschichte des Fragezeichens

Das Fragezeichen zählt zu den einfachsten Satzzeichen im Deutschen. Die Regeln für seine Verwendung sind übersichtlich und leicht zu merken. Seine Geschichte dagegen ist mysteriös und umstritten.

Das Fragezeichen – ein Mysterium

Über den Ursprung des Fragezeichens gibt es mehrere Theorien. Eine davon ist besonders schön, wenn auch nicht besonders wahr: Man behauptete, das Fragezeichen sei schon von den alten Ägyptern erfunden worden – als Sinnbild des Schwanzes einer neugierigen Katze. Andere wiederum behaupten, es wäre die Erfindung eines Mönchs, dem sein geliebtes Haustier als Inspiration diente. Beide sind leider so schön, wie falsch.

Das Fragezeichen im Mittelalter

Die Griechen jedenfalls kannten das Fragezeichen in unserer heutigen Form nicht und auch die Römer hatten kein vergleichbares Satzzeichen. Stattdessen verwendeten sie Punkte auf unterschiedlicher Höhe, um Texte zu gliedern.

Zuerst taucht das Fragezeichen in mittelalterlichen Handschriften auf. In den Klöstern Europas kopierten Mönche Handschriften in jahrelanger Kleinstarbeit. Weil Latein für sie eine Fremdsprache war, versuchten sie, Lesern durch die Verwendung von Satzzeichen und Wortzwischenräumen das Verstehen und Vorlesen dieser Texte einfacher zu machen. Dazu kamen auch Markierungen zur Betonung von Silben und Kapitelkennzeichnungen.

Das führte übrigens zuerst zur Theorie, dass das Fragezeichen aus dem lateinischen Wort quaestio entstanden sei, das Schreiber angeblich an das Ende von Fragen schrieben, um den Satz als solche zu markieren. Aus quaestio wurde die Abkürzung qo, dann schrieb man das q über dem o – und so wurde es zum Fragezeichen. Leider haben wir heute keinerlei Belege, dass diese Theorie stimmen könnte.

Die karolingische Bildungsreform

Am wahrscheinlichsten ist dagegen, dass Alkuin von York beteiligt daran ist, dass wir noch heute jede Frage mit dem Fragezeichen versehen. Dieser Gelehrte aus Yorkshire wurde von Karl dem Großen als Gelehrter und Berater an den Hof eingeladen und ist der Wegbereiter der karolingischen Bildungsreform. Alkuin beklagte sich, dass die Interpunktion der Antike verloren gegangen sei (er hielt inkompetente Schreiber für schuldig) und keinen Nachfolger gefunden habe. So setzte er sich selbst für eine konsequente Interpunktion ein.

Das Fragezeichen tauchte erstmal in den Schriftreformen Karls des Großen auf und verbreitete sich ab dem 9. Jahrhundert zusammen mit der karolingischen Minuskel über Europa – wenn auch noch nicht mit seinem heutigen Aussehen. Wahrscheinlich ist, dass es sich aus der zu dieser Zeit verwendeten Neume Quilisma entwickelte, „also einem musikalischen Zeichen, das von mittelalterlichen Schriftstellern als „zitternde und steigende Tonverbindung“ beschrieben wird (B. Bischoff). Demnach stellte das Fragezeichen einen Hinweis für den (Vor-)Leser eines Textes dar, die Stimme zu heben; es charakterisiert die ansteigende Tonmelodie des entsprechenden Satzes und ist also ein rhetorisches Zeichen […].“ (mittelalterliche-geschichte.de).

Endlich ein Aussehen – die Vereinheitlichung des Fragezeichens

Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg mit beweglichen Metalllettern und Druckerpressen. Die Buchdrucker konnten allerdings die Formenvielfalt aus den Manuskripten nicht aufs Papier bringen, sodass eine Vereinheitlichung notwendig war. So wurde für jedes Zeichen eine bestimmte Form festgelegt und auch das Fragezeichen erhielt so seine heutige Form. Das deutsche Wort „Fragezeichen“ ist aber erst für das 16. Jahrhundert belegt.

Das moderne Interpunktionssystem in Deutschland und Regeln für die Verwendung des Fragezeichens

Am Ende des 19. Jahrhunderts arbeitete vor alle meiner daran, das deutsche Interpunktionssystem mit Regeln zu versehen: Konrad Duden, Gymnasiallehrer und späterer Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld. 1876 verfasste er den „Versuch einer deutschen Interpunktionslehre“, 1880 folgte „Vollständige Orthographische Wörterbuch“, das allerdings noch keine Regeln zur Zeichensetzung erhielt.

Erst 1903 erschien der sogenannte Buchdruckerduden, der zum ersten Mal die Zeichensetzung beinhaltete. Die dort getroffenen Regelungen wurden in der 9. Auflage des „Rechtschreibdudens“ 1915 übernommen und immer weiter überarbeitet.

Das umgekehrte Fragezeichen im Spanischen ¿

Eine Besonderheit gibt es im Spanischen, den hier werden sowohl Fragezeichen als auch Ausrufezeichen in umgekehrter Form verwendet. Die Regel findet sich erstmals in der zweiten Auflage der Ortografía der Real Academia de la Lengua, die 1754 erschien. In der Diskussion wurde die Einführung damit begründet, dass man schon zu Beginn eines Satzes wissen sollte, dass es sich um eine Frage handelt. Das würde auch so manchem deutschen Satz gut stehen – besonders, wenn er sehr lang ist.

Quellen

Irmgard Fees: Interpunktion, in: Mathias Kluge (Hg.), Mittelalterliche Geschichte. Eine digitale Einführung (2014).

Verband der Parlaments- und Verhandlungsstenografen e. V.: Punkt, Punkt, Komma, Strich – Zu Geschichte u. Funktion der Zeichensetzung – Zeitreise durch die Geschichte der Zeichensetzung.

Lexico: What Is The Origin Of The Question Mark?

Uni Zürich: Das Zeitalter der fränkischen Herrschaft: Die karolingische Bildungsreform

Titelbild: Jon Tyson auf Unsplash

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Aus dem Lektorat

Wie wird man eigentlich freie Lektorin?

Als Lektorin macht man doch was mit Büchern, oder? Liest man da nicht den ganzen Tag Manuskripte? Das sind Fragen, die ich schon einige Male gehört habe, wenn ich jemandem von meinem Job als Freie Lektorin erzähle. Aber wie findest du einen Einstieg in diese Tätigkeit und was solltest du erledigen, bevor du dich in den ersten Text stürzt?

In diesem Artikel gebe ich dir ein paar wichtige Hinweise, die du beachten solltest, wenn du dich als freie Lektorin selbständig machen möchtest. Ich aktualisiere ihn hin und wieder, damit du auf dem neuesten Stand bist (letzte Aktualisierung: 12.03.2023).

Unterschiedliche Berufe: Verlagslektor und Freier Lektor

Zuerst müssen wir über einen sehr wichtigen Unterschied sprechen. Es gibt nämlich zwei Arten von Lektor*innen: die, die im Verlag arbeiten und jene, die freiberuflich arbeiten und nicht angestellt sind.  Ihre Tätigkeiten unterscheiden sich sehr deutlich.

Lektor*innen im Verlag sind in den meisten Fällen gar nicht mehr so nah am Text, wie du dir das vielleicht vorstellst. Vielmehr sind sie Manager*innen, die sich vor allem um Projekte kümmern, koordinieren und angebotene Manuskripte sichten. Und selbst hier bleibt ihnen oft wenig Zeit – im Durchschnitt nur wenige Minuten pro Einsendung. 

Freie Lektor*innen dagegen arbeiten selbständig und suchen sich ihre Auftraggeber aus. Wir arbeiten vor allem als freie Dienstleister*innen mit den Verlagen und bearbeiten tatsächlich Texte. Außerdem betreuen wir die Texte von Unternehmen, Privatkunden und nicht zuletzt die Romane der Leute, die im Selfpublishing veröffentlichen. 

Freier Lektor ist kein klassischer Ausbildungsberuf

Der Beruf Lektor*in ist kein klassischer Ausbildungsberuf, auch wenn unseriöse Weiterbildungen das gern behaupten. Theoretisch kann sich jeder Mensch Lektor nennen, ohne eine fachliche Qualifikation nachweisen zu müssen. Das führt dazu, dass bei unseren Kund*innen schnell Unsicherheit herrscht, wer ein gutes Lektorat anbietet und bei wem die Qualität am Ende eher mangelhaft ausfällt.

Trotzdem gibt es einige Gemeinsamkeiten bei professionellen Lektor*innen: Die meisten haben einen akademischen Abschluss. Nicht immer ist es Germanistik – auch Wirtschaftswissenschaften, Kulturwissenschaften oder sogar Archäologie sind dabei. Diese Lektor*innen spezialisieren sich oft auf ihre wissenschaftlichen Fachbereiche und bieten ein sogenanntes Fachlektorat an.

Ein Gespür für gute und richtige Sprache ist sehr, sehr wichtig. Außerdem brauchen Lektor*innen ein umfassendes Allgemeinwissen, beherrschen Recherchetechniken und natürlich können sie alle gängigen Textverarbeitungsprogramme bedienen. Das alles klingt erstmal einfach, nicht wahr?

Gut Ding muss vorbereitet sein: Finanzamt, Verbände, Steuerangelegenheiten

Natürlich kommt zu dieser inhaltlichen Seite auch eine andere, für viele Menschen nicht so tolle: die steuerliche und versicherungsrechtliche. Aber keine Angst, so kompliziert ist es nicht.

Als freie*r Lektor*in gehörst du zu den sogenannten künstlerischen Berufen (zumindest, wenn du vor allem mit Verlagen und im SP arbeitest). Du bist damit von der Gewerbesteuer ausgenommen und kannst dich beim Finanzamt als Freiberufler*in anmelden und das entsprechende Formular ausfüllen. Eine genauere Information dazu findest du auf dieser Website. 

Achtung: Reine Korrektor*innen sind KEINE Freiberufler!

Außerdem kannst du unter Umständen Mitglied der Künstlersozialkasse werden und dich als Mitglied im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VfLL) aufnehmen lassen – in beiden Fällen musst du deine Tätigkeit allerdings nachweisen. Lass dich dazu beraten – Krankenkassen haben sehr oft ein Extra-Team für die Beratung zur Künstlersozialkasse. In jedem Fall musst du deiner Krankenkasse deine selbständige Tätigkeit melden. Anhand deiner geschätzten Einnahmen wird ein Beitrag berechnet. Auch, wenn dir das gerade zu Beginn alles sehr kompliziert vorkommen kann: Informiere dich, frage nach, wenn du etwas nicht verstehst.

Mit der Zuteilung einer Steuernummer durch das Finanzamt hast du die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt. Denk auch daran, dass du als Selbständige*r auch die Grundlagen der Rechungserstellung und Buchhaltung kennen solltest. Dir sagen Begriffe wie Vorsteuerabzug, EÜR oder Abschreibungen nichts? Dann wird es Zeit für einen Crashkurs.

Betriebswirtschaftliches Grundwissen kann dir sehr viel Zeit und Ärger ersparen. Eine erste Übersicht und Einführung findest du zum Beispiel in „Freiberufler für Dummies“ von Stefan Schwarz und Steffi Sammet.

An dieser Stelle möchte ich dir dringend empfehlen, einen Businessplan aufzustellen. Dieser ist die perfekte Denkübung: Er hilft dir dabei, dir einen genauen Plan davon zu machen, was du erreichen willst und wie viel Geld du dafür brauchst. Widme dem Finanzteil besonders viel Aufmerksamkeit und errechne dir realistische Stundenpreise, die deine Lebenshaltungskosten decken. Dumpingpreise sind ein No-Go und führen langfristig zu nichts.

Das erste Jahr als freie Lektorin – eine Achterbahnfahrt

Und dann geht es los. Was sich erstmal easy anhört, ist in Wirklichkeit eine Achterbahn der Gefühle. Imposter-Syndrom lässt grüßen! Kann ich das wirklich? Habe ich mir da nicht zu viel vorgenommen? Das sind Fragen, die dir schnell den Schlaf rauben können.

Diese Unsicherheit, ob sich die Selbständigkeit langfristig auszahlen wird, ist normal und jede*r von uns kennt sie. Meine Schwiegermutter – seit vielen Jahren erfolgreich selbständig – sagt immer: Wer nach fünf Jahren noch im Geschäft ist, schafft es. Und ich denke, sie hat recht. Die ersten Jahre sind die mühsamsten.

Damit du gut durch diese Zeit kommst, braucht es kontinuierliches Monitoring. Kommt dein Angebot bei deiner Zielgruppe an? Sind deine Anfragen das, was du dir wünschst? Und wie ist das Feedback zu deiner Arbeit? Aus all diesen Antworten wirst du dein Unternehmen langsam ausbauen und anpassen. Und auch an dir wirst du arbeiten.

Das Schöne dabei ist aber: Du hast es in der Hand und du entscheidest, wie du arbeiten möchtest.

Lernen, lernen, lernen – und Netzwerke bilden!

Eines haben wir Lektor*innen mit den Übersetzer*innen und auch mit Autor*innen gemeinsam: Wir alle könnten in Schwierigkeiten kommen, wenn jemand unsere Browserhistorie auswerten würde. Was habe ich schon für Dinge gegoogelt: Wie bekommt man ein Schiff ohne Wind und Ruder aus einem Hafen? Wie vergiftet man einen Menschen, ohne dass es nachweisbar ist? Ist Schierling wirklich das giftigste Kraut in Mitteleuropa?

Aber natürlich heißt Lernen auch, sich weiterzubilden. Ich belege jedes Jahr mindestens 2 fachrelevante Weiterbildungen, manchmal auch völlig fachfremde noch dazu. Und ich lese Magazine und Artikel zu meinen inhaltlichen Fachthemen erneuerbare Energien, Stromnetze, Botanik und Geschichte.

Eine erste Anlaufstelle für angehende Lektor*innen ist die Akademie der Deutschen Medien, die ein dreiteiliges Qualifizierungsprogramm anbietet. Hier lernst du die wichtigsten Grundlagen für eine erfolgreiche Selbständigkeit: Akquise, Netzwerken, die Grundlagen des Handwerks. Und du lernst erste Kontakte kennen – andere Menschen, die wie du mit Texten arbeiten wollen. Nutze die Chance und vernetze dich für die Zukunft.

Netzwerken ist extrem wichtig, wenn du als freie*r Lektor*in langfristig erfolgreich sein möchtest. Denn viele Aufträge – gerade, wenn es eilt  – werden über Beziehungen vergeben. Empfehlungen sind überlebenswichtig. Deshalb solltest du schon früh anfangen, dich mit anderen Fachleuten auszutauschen. Auch soziale Netzwerke wie LinkedIn, Instagram oder Facebook sind dabei hilfreich. 

Du kannst dich gern mit mir bei LinkedIn vernetzen.

Viel mehr als nur Texte – Freiberuflichkeit hat viele Facetten

Lektorieren meint also viel mehr als nur das Lesen eines Textes. Lektorieren ist schwere Textarbeit. Ohne ständige Weiterbildung und den fachlichen Austausch mit Kolleg*innen geht es nicht. Deshalb bedeutet Lektorieren auch: eine ständige Auseinandersetzung mit der Entwicklung der deutschen Sprache. Jugendsprache? Solltest du kennen. Anglizismen, falsche Sprichwörter, neue Wortkreationen – all das sollte immer auf deinem Radar sein.

Dazu kommen noch die Tätigkeiten, die gar nicht mit der Arbeit am Text zu tun haben. Denn wir kümmern uns auch um steuerliche Angelegenheiten, setzen Marketingpläne um und erledigen alle Schritte vom ersten Angebot an potenzielle Kund*innen bis zur Abrechnung eines fertigen Auftrags. Diese Aufgaben solltest du nicht unterschätzen und bei deiner Zeitplanung immer berücksichtigen.

Gründen erfordert Mut

Wer sich selbständig macht, lebt plötzlich ganz anders als angestellte Personen. Hier gibt es niemanden, der dir Arbeitszeiten vorgibt oder dir jeden Monat ein festes Gehalt überweist. Gründen erfordert Mut, Ausdauer und ja, auch Disziplin. Und am wichtigsten ist gründliche Vorbereitung, bevor du diesen Schritt gehst. Ein Businessplan ist das Mindeste, selbst wenn du am Ende alles anders machst und das Teil in der Schublade verschwindet. 

Dafür bietet dir eine Tätigkeit als freie*r Lektor*in sehr viel. Du lernst eine Menge spannender Leute kennen, du bist mittendrin in Texten und neuen Büchern und du sammelst so viel Wissen über alles Mögliche, dass du jedes Quiz-Duell gewinnst. Und du kannst so arbeiten, wie du es willst.

Titelbild von Nothing Ahead von Pexels.

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Aus dem Lektorat Tipps für die Überarbeitung

Was dich im Lektorat erwartet

Herzlichen Glückwunsch! Du hast deinen ersten Entwurf geschrieben und freust dich, dass deine Idee endlich Wirklichkeit wird. Jetzt überlegst du, ob du ein Lektorat in Anspruch nehmen sollst und weißt nicht genau, was dich erwartet? In diesem Artikel zeige ich dir, was ein Lektorat alles bietet.

Warum du keine Angst vor dem Lektorat haben solltest

 Viele Autor*innen im Self-Publishing sagen mir, dass sie nur ein Korrektorat brauchen, denn inhaltlich sei schon alles erledigt. Häufig sind die Gründe für diese Ansicht Zeitdruck, Geld und das eigene Ego. Aber bevor du auch so handelst, solltest du dir etwas klar machen: Gute Romane brauchen Zeit und schlechte Bewertungen kosten dich langfristig viel mehr, als du für ein gutes Lektorat ausgegeben hättest.

Die größte Angst – und auch die am seltensten ausgesprochene – ist aber, dass im Lektorat der eigene Stil oder die selbst erdachte Geschichte so verändert wird, dass sie nicht mehr „deine“ ist. Deine Angst ist verständlich, aber bei der Zusammenarbeit mit professionellen Lektor*innen musst du sie nicht haben.

Vor Kurzem bin ich in eine neue Wohnung gezogen und war unglücklich über die schlecht tapezierten Wände. Ein Bekannter half uns. Er hat eine lange Karriere als Maler hinter sich. Als ich ihm von meinen Befürchtungen erzählte, sagte er den sehr schönen Satz: „Ein Maler ist wie eine Kosmetikerin – er macht alles schön.“

Das trifft genauso auch auf das Lektorat zu. Es ist nicht meine Aufgabe, deinen Text nach meinen Vorstellungen zu verändern. Ich gebe dir professionelle Ratschläge, an welchen Stellen du arbeiten kannst, damit dein Text „rund“ wird. 

Viele Schritte bis zum fertigen Buch

Das Lektorat ist natürlich nur einer von vielen Schritten bis zum fertigen Buch. Je nachdem, wo und in welcher Form dein Buch erscheinen soll, kommen einige hinzu, andere fallen weg. Gerade im Self-Publishing bietet es sich an, Testleser*innen zu suchen oder ein Sensitivity Reading in Auftrag zu geben, wenn du dir über die Darstellung nicht sicher bist. Auch Marketing-Schritte solltest du einplanen.

Trotzdem möchte ich dir gern eine kurze Übersicht geben, welche Arbeitsschritte idealerweise geschehen, bevor dein Buch erscheint. 

Wie gesagt: Nicht alle Schritte sind immer notwendig. Gerade, wenn du schon länger mit deiner/deinem Lektor*in zusammenarbeitest, seid ihr ein eingespieltes Team und wisst, wie der Hase läuft. Dann kann oft das Entwicklungslektorat entfallen oder ihr steigt mit einer schnellen Manuskriptkritik ein, bevor es direkt in das Stillektorat geht. 

Für einen ersten Überblick stelle ich dir hier die Schritte vor, an denen ich als Lektorin oft beteiligt bin. 

Die Manuskriptkritik – ein Einstieg in das professionelle Lektorat

Idealerweise hast du hier die erste Version deines Manuskripts abgeschlossen und selbst schon einmal überarbeitet. Für diesen Schritt gibt es zwei Varianten:

 Ein Gutachten ist die perfekte Grundlage für ein tiefgehendes Lektorat, denn hier haben wir schon über grundlegende Fragen gesprochen, die sich beim ersten Lesen ergeben. Die meisten Autor*innen aber überspringen diesen Schritt und wünschen sich gleich ein stilistisches Lektorat. Das führt dann häufig dazu, dass sich der Aufwand im Text deutlich erhöht. Mit einem Gutachten ist der Blick auf den Text nämlich schon viel geschärfter.

Mehr Informationen habe ich dir in meinem Artikel Was ist eine Manuskriptkritik? zusammengestellt. 

Das Entwicklungslektorat - für einen guten Plot und glaubhafte Charaktere

Das Entwicklungslektorat ist die nächste Stufe. Es kann entweder nach der Manuskriptkritik erfolgen oder du entscheidest dich gleich für diese Tiefenanalyse. 

Wir feilen an deinem Plot, straffen den Handlungsbogen und überarbeiten die Darstellung deiner Figuren. Dann konzentrieren wir uns darauf, deine Stimme zu finden und machen uns darüber Gedanken, was du mit deinem Text aussagen möchtest. Meine Arbeit orientiert sich zu einhundert Prozent an deinen Vorstellungen – wir lernen uns und deinen Text also so richtig kennen.

Damit wir die besten Ergebnisse erzielen, nutze ich im Entwicklungslektorat gerne verschiedene Materialien und Tools. Dazu gehörten Weltenbaubögen, Charakterbögen, Plot-Methoden oder auch Pinboards für die Zielgruppenanalyse.

Das Stillektorat - erfolgreich durch die schwerste Phase

Jetzt geht es ans Eingemachte. Im Stillektorat bearbeite dein Manuskript Zeile für Zeile, Absatz für Absatz. Fakten werden gecheckt, der Stil deines Textes geprüft. Sprechen deine Figuren so, wie man es von ihnen erwartet? Sind die Schauplätze gut beschrieben und wird die Perspektive eingehalten?

Wenn wir diesen Schritt geschafft haben, hat dein Manuskript sich wahrscheinlich schon deutlich verändert. Auch Autor*innen, die jedes Jahr mehrere Bücher auf den Markt bringen, profitieren von diesem Schritt. Denn wir alle werden betriebsblind für unsere eigenen Texte. Und jeder Mensch neigt dazu, bestimmte Wörter oder Wendungen immer wieder zu benutzen. Da ist ein frisches Paar Augen gefragt, um solche Textstellen zu erkennen.

Aufräumen im Manuskript – Haben wir etwas übersehen?

Das hier ist ein Zwischenschritt, der sehr nützlich sein kann und dir etwas Zeit zum Durchatmen gibt. Nachdem du alle Änderungen aus dem Stillektorat eingearbeitet hast, schaust du das Material durch. Sind noch Kommentare unbeantwortet? Haben wir ein loses Ende übersehen? Das beheben wir gemeinsam, bevor es mit dem nächsten Schritt weitergeht.

Der erste Korrekturlauf - Richtig schreiben ist wichtig

Hier endet das klassische Lektorat und es beginnt eine Arbeit, die viele Menschen anstrengend finden: das Korrektorat. 

Du stellst dir wahrscheinlich die Frage: Machst du das nicht sowieso bei der Bearbeitung des Textes? Ja und Nein. Natürlich korrigiere ich Fehler, die mir schon auffallen, wenn ich deinen Text bearbeite. Aber das ersetzt kein vollwertiges Korrektorat – besonders dann nicht, wenn du selbst noch viele Änderungen einarbeitest. 

Deshalb empfehle ich immer ein gesondertes Korrektorat. Im besten Fall übernimmt das sogar eine andere Person als ich. Die meisten Lektor*innen verfügen über ein gutes Netzwerk und können die jemanden empfehlen. Übrigens: Ich arbeite mit 2 Kolleginnen eng zusammen im Textkollektiv Avantgarde Noir. Durch die kurzen Kommunikationswege bieten wir dir gern ein Paket an.

Der zweite Korrekturlauf - weil einmal eben nicht reicht

Viele Menschen denken, dass ein Korrekturdurchlauf ausreichend ist. Das geht natürlich, aber es ist nicht sehr empfehlenswert. Denn Korrekturlesen hat mehr zu bieten, als nur Rechtschreibfehler und Grammatik zu berichtigen. Deshalb ist ein zweiter Korrekturlauf sinnvoll, wenn dein Text aus dem Buchsatz kommt.

Sind deine Absätze richtig formatiert? Fehlt irgendwo Text, der beim Setzen verloren gegangen ist oder entstehen unschöne Trennungen? Das alles gehört mit in diesen Lauf hinein. In Zusammenarbeit mit der Person, die dein Buch gestaltet, werden jetzt die letzten Fehler aufgedeckt. Die Korrekturen werden dann in das gesetzte Manuskript eingearbeitet, bevor du deine Geschichte endlich in den Druck geben oder als E-Book veröffentlichen kannst.

Die Preisfrage – Balance zwischen Budget und Qualität

Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte über die Preisfrage verlieren. Ich bin mir sicher, dass sie auch dich bis hierher schon begleitet hat. Immer wieder lese ich in einschlägigen Autor*innen-Gruppen von Menschen, die sich nicht sicher sind, was ein gutes Lektorat kostet.

Diese Frage kann ich auch nicht beantworten, denn ein Lektorat ist kein Artikel, der mit einem Festpreis in einem Warenkorb landet. Jeder Text ist anders und benötigt individuelle Aufmerksamkeit. Deshalb bietet ich immer ein Vorgespräch an, in dem wir uns anhand einer Textprobe annähern und bestimmen, was dein Text braucht und welche Aspekte im Mittelpunkt der Bearbeitung stehen sollen.

Dieses Ausloten ist eine wichtige Stellschraube für deine Budgetplanung. Ein Manuskript, dass du schon selbst überarbeitet hast, macht im Lektorat natürlich weniger Arbeit als eine Rohfassung – der Arbeitsaufwand ist viel geringer und senkt damit den Preis.

Immer gilt: Denk bitte daran, dass Lektor*innen Freiberufler*innen sind, die von ihrer Arbeit leben. Unser Berufsverband heißt VFLL e.V. Viele Lektor*innen sind hier Mitglied – und verpflichten sich damit den Richtlinien wie Diskretion, Fairness, Professionalität und Sorgfalt. Mitglieder müssen ihre Professionalität nachweisen, bevor sie aufgenommen werden. Siehst du also, dass ein*e Lektor*in Mitglied ist, kannst du davon ausgehen, dass du hier ein gutes Lektorat erhältst.

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Aus dem Lektorat Tipps für die Überarbeitung

Was ist eine Manuskriptkritik?

Die Manuskriptkritik lohnt sich für alle, die eine erste professionelle Einschätzung zur Qualität und zum Stil ihres Textes haben wollen. Durch ihre Kompaktheit ist sie auch für ein kleines Budget geeignet. Dieser Artikel zeigt dir, was eine Manuskriptkritik beinhaltet.

Die Manuskriptkritik als Einstieg in eine Professionalisierung deines Schreibens

Wenn wir über das Lektorat von Romanen sprechen, denken wir schnell an die intensive Überarbeitung des Textes im Stillektorat. Gerade für Selfpublisher:innen ist damit auch eine hohe finanzielle Hürde verbunden, denn Lektor:innen berechnen die Seitenpreise idealerweise nach Aufwand individuell.

Aber wenn wir einen Schritt zurückgehen, rückt eine Vorstufe ins Blickfeld, die schon wertvolle Hinweise für deine Überarbeitung liefert: die Manuskriptkritik.

Aber wo liegt der Unterschied zwischen dem Feedback von Testleser:innen und einer Manuskriptkritik? Die Antwort auf diese berechtige Frage lautet oft: Professionalität. Testleser:innen sind sehr wertvoll und ihr Feedback kann sehr nützlich sein. Allerdings sind gute Lektor:innen Fachleute, die Literatur von einer wissenschaftlichen Seite betrachten und die Mechanismen des Erzählens verinnerlicht haben. Ihr Feedback ist nicht geprägt vom subjektiven Leseeindruck, sondern vermittelt dir eine nüchterne, professionelle Sicht auf deinen Text.

Welche Themen deckt die Manuskriptkritik ab?

Bei einer Länge von etwa 5-8 Seiten ist die Manuskriptkritik auf den ersten Blick sehr kompakt. Das führt schnell zu der Annahme, dass sie nicht sehr viele Themen abdecken könnte. Aber das stimmt so nicht. 

Immer enthalten ist eine kurze Gesamteinschätzung und eine Stärken- und Schwächenanalyse. Diese beiden Dinge geben dir einen kurzen Überblick. Darauf folgen dann tiefergehende Abschnitte zu Handlung und Spannungsbogen, zur Entwicklung deiner Figuren und zuletzt ein Abschnitt zum Stil. Das Ganze wird individuell ergänzt mit Links und Artikeln zu den spezifischen Auffälligkeiten in deinem Text.

In einem Anhang bekommst du eine kleine Liste von Wendungen und Wörtern, die du häufig verwendest und die du schon überarbeiten kannst, bevor dein Manuskript ins Lektorat geht.

Interessiert an einem Angebot?

Du möchtest mehr erfahren, eine Manuskriptkritik buchen oder sogar ein Lektorat? Klicke hier und melde dich bei mir. Ich schreibe dir gern ein unverbindliches Angebot.

Nicht nur für Debüts - die Manuskriptkritik als Werkzeug für alle Erfahrungsstufen

All dieses Feedback lohnt sich übrigens nicht nur, wenn du gerade an deinem Debüt arbeitest. Wir alle werden beim Schreiben irgendwann betriebsblind, sehen unsere Wortmonster nicht mehr oder sind uns auch beim vierten Roman nicht sicher, ob der Plot wirklich etwas taugt. Deshalb empfehle ich die Manuskriptkritik gern auch erfahrenen Autor:innen.

Außerdem können wir Zusatzleistungen vereinbaren, die sich hier anbieten. Vielen fällt es schwer, passende Exposés und Klappentexte selbst zu verfassen. Diese Dinge können bei einer Manuskriptkritik gleich mit erledigt werden und müssen dann nur noch geringfügig angepasst werden, wenn der Text durch das Lektorat gegangen ist. 

Günstiger Einstieg, große Wirkung

Im Gegensatz zu einem vollen Entwicklungslektorat oder Stillektorat musst du für eine Manuskriptkritik noch nicht tief in die Tasche greifen. Je nach Umfang und Schwierigkeitsgrad deines Textes kannst du ab etwa 300 € eine umfassende Kritik erhalten. 

Oft ist die Zusammenarbeit mit der Lektorin oder dem Lektor danach sogar günstiger! Das liegt vor allem daran, dass du mit der Manuskriptkritik ein mächtiges Werkzeug für deine Überarbeitung bekommst. Die konkreten Hinweise auf die Stärken und Schwächen deines Manuskripts weisen dir einen Weg. Damit hast du es selbst in der Hand, deiner Lektorin oder deinem Lektor ein schon gutes Manuskript zu liefern, wenn ihr über das Lektorat sprecht. 

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Aus dem Lektorat

Erfolgreiche Zusammenarbeit: „Novemberkönig“ von Lily Magdalen

Vom NaNoWriMo-Projekt zur vollen Gothic Novel: Lily Magdalens Novemberkönig erscheint über BoD. Von unserer Zusammenarbeit an diesem tollen Roman erzählen wir in einem Interview.

*Update: Der Novemberkönig wurde inzwischen auch in der BoD-Homestory vorgestellt.

Liebe Lily, wir hatten zusammen eine wunderbare Zeit mit deinem Novemberprojekt, das endlich in diesem Jahr erscheinen wird. Wie lange hast du denn daran geschrieben?

Das kann ich sogar aufs Datum genau sagen: Der Startschuss fiel am 1. November 2017 um Punkt Mitternacht und das Wort „Ende” setzte ich am 31. Mai 2019 (nicht um Punkt Mitternacht) unter das Manuskript. Plus zwei ausführliche Überarbeitungsrunden. Und ein Lektorat – aber keine Ahnung, wie ich jetzt darauf komme … 😀

Die Grundidee der Geschichte ist allerdings schon etwas älter. Im November 2013 flog mir dieses Wort zu. Novemberkönig … Und der Gedanke: Irgendwann will ich eine Geschichte schreiben, die diesen Titel trägt! Erst einmal beließ ich es dabei, versuchte nichts zu erzwingen. Erst 2016 erstellte ich eine Pinterest-Pinnwand zu diesem Wort und begann, sie rein intuitiv zu befüllen, bis sich so langsam eine Idee für einen Plot herauskristallisierte.

Mitte 2017 war ich mit meinem damaligen Romanprojekt in einer derartigen Sackgasse gelandet, dass ich kurz davor war, das Schreiben ganz aufzugeben. Doch da war noch diese vage Idee und dieses Wort, dieses eine verfluchte Wort, das so sehr zu mir gesprochen hatte und es immer noch tat. Einen Versuch noch? Ein kleines Zwischenprojekt, 50.000 Wörter im NaNoWriMo – um mir selbst zu beweisen, dass ich auch etwas beenden kann. 

Und ja, ich kann. Der Novemberkönig stellte sich als dreimal so lang heraus wie ein NaNo-Roman und ist inzwischen alles andere als ein „kleines Zwischenprojekt” geworden. Und Vergangenheits-Lily möchte ich für den Gedanken, das Schreiben hinzuschmeißen, einmal liebevoll in den Arm nehmen und ihr sagen: „Hab Vertrauen. Da kommt noch was …”

Der Novemberkönig ist ja eine moderne Gothic Novel, also ein Schauerroman. Ist das Genre bewusst gewählt und hast du eine Verbindung zur Schwarzen Szene?

Nicht direkt bewusst gewählt – aber den leisen Verdacht hatte ich schon länger. Aus dem Nähkästchen geplaudert: In einer sehr frühen Version sollte es einmal ein Fairytale Retelling werden (ich glaube, das war in dieser Phase, in der Märchennacherzählungen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind), angesiedelt zwischen „Rotkäppchen” und „Die Schöne und das Biest”. Die Idee habe ich schnell wieder fallenlassen, aber ein paar Elemente und Anspielungen erinnern noch daran.

Während des Plottens und im Schreibprozess widersetzte sich der Novemberkönig den üblichen Kategorisierungen. Zu wenig Love Triangle für Romantasy. Zu wenig Horror für Dark Fantasy. Aber eine verfallene Villa in einem nebligen Novemberwald und ein byronischer Antagonist in Mantel und Zylinder … Schließlich habe ich der Geschichte – indem ich meinen leisen Verdacht durch Recherche bestätigte – die richtige Schublade zugewiesen.

Und ja, das haben mein Roman und ich gemeinsam: Wenn Schublade, dann diese. Wirklich tiefe Verbindungen in die Schwarze Szene habe ich zwar nicht, aber ich bin doch definitiv mehr Grufti als Nicht-Grufti. Während viele wohlwollend bis peinlich berührt von ihrer „Gothic-Phase” erzählen, hatte ich Mitte der Zwanziger mal eine „bunte Phase”. (Weder an dem einen noch an dem anderen ist etwas auszusetzen!) Aber in Schwarz fühle ich mich einfach am wohlsten und am meisten als ich selbst. Irgendwo zwischen wandelndem Klischee und Schubladen-und-generell-Szenen-nichts-abgewinnen-können.

Für das Lektorat haben wir ja eine ganze Weile intensiv zusammengearbeitet. Ich kann nur sagen: Traumjob! Schauerromane sind genau mein Ding und der „Novemberkönig“ hat mir unendlich viel Spaß gemacht. Welche wichtigen Erfahrungen nimmst du aus unserer Zeit mit?

„Traumjob!”, ist ein wunderschönes Kompliment – und ein weiteres Zeichen, dass ich alles richtig gemacht habe bei der Wahl meiner Lektorin. Ich mochte unsere Zusammenarbeit auch sehr!

Es war eine eindrückliche Erfahrung, einmal „auf der anderen Seite” zu sein. Lektoriert werden statt selbst zu lektorieren. Anders als die Autor*innen der Texte in meinem Brotjob habe ich dir etwas sehr Persönliches anvertraut. Einen Roman, den man als „Herzensprojekt” bezeichnet, von einer bis dahin völlig fremden Person so intensiv zerpflücken zu lassen, das ist keine Kleinigkeit. Umso wichtiger, dass die Wellenlänge stimmt! Und die hat bei uns definitiv gestimmt. Weswegen ich dir auch verzeihen konnte, dass ich über Inquit-Formeln und gestrichenen Ellipsen stellenweise vermutlich grimmiger dreingeschaut habe als Ylva auf Pinterest.

Gelernt habe ich dabei unglaublich viel. Wie sehr man für eigene Texte wirklich Tomaten auf den Augen hat. Dass auch ich nicht gefeit davor bin, „wandernde Augen” im Manuskript zu haben (Vergangenheits-Lily, wir müssen reden!). Dass weniger oft so viel mehr ist.

Das Wichtigste, das ich aus unserer Zusammenarbeit mitnehme, ist jedoch ein Text, dem ich nicht mehr ansehe, wo da „eine Lektorin eingegriffen” hat. Auf den Seiten steht einfach nur die Geschichte, wie sie sein soll. Du hast Hammer und Meißel angesetzt – nein, mir Hammer und Meißel in die Hand gegeben und den Roman einfach so viel besser gemacht.

Oh, und noch etwas nehme ich mit: neue Songs auf meinen Playlists. Was soll ich sagen – ins Schwarze getroffen! (Anmerkung: Die Playlist zum Buch gibt es auf Spotify.)

Corona macht es allen Autor*innen im Moment ja sehr schwer, sodass viele auf Online-Lesungen ausweichen. Wo können wir dich in Zukunft live lesen sehen?

Twitch ist ja gerade ein heißes Ding unter Autor*innen, aber irgendwie bin ich da noch zurückhaltend. Ein wenig warm geworden bin ich in diesem Jahr, „dank” Corona, mit der Live-Funktion auf Instagram, weswegen ich am 15.11. wohl auf meinem Instagram-Kanal eine kleine virtuelle Release-Party schmeißen werde. Und wie bei „echten” Partys werde ich bis zur letzten Minute besorgt herumsitzen und mich fragen, ob überhaupt jemand kommt. Das wird ein Spaß!

Oh, und nicht lesen, aber zumindest rund ums Schreiben plaudern werde ich im Dezember als Gast auf Kia Kahawas Patreon – so viel sei schon mal verraten.

Vielen Dank für deine Zeit und diese Einblicke in deine Arbeit am Novemberkönig. Ich drücke dir die Daumen für die Veröffentlichung.

Lily Magdalen – Novemberkönig

Mehr als Geistergeschichten und eine diffuse Warnung bekommt Ylva nicht aus den Menschen in dem von Novembernebel umhüllten Dorf heraus. Dabei ist die junge Frau doch hier, um ihre Großmutter zu finden – die spurlos verschwunden ist. Und die verlassene Villa im Wald muss der Schlüssel sein. Als Ylva allen Warnungen zum Trotz das Anwesen betritt, begegnet sie dort keinem Geist. Der Mann, der vor ihr steht, ist äußerst lebendig – doch nicht weniger unheimlich. Er führt ein eigenartiges Ritual durch, doch etwas geht schief. Seine Magie scheint Ylva nichts anhaben zu können. Und während Ylva umso entschlossener ist, seine Geheimnisse zu lüften und ihre Großmutter zurückzubekommen, wird er neugierig auf sie …

Eine Geschichte über einen alten Fluch, über verlorene Liebe und über den schmalen Grat zwischen Sehnsucht und Obsession.

Cover: Alexander Kopainski
Lektorat: Bettina Bergmann – Freie Lektorin
Korrektorat, Satz: Lily Magdalen

Lily ist nicht nur Autorin, sondern auch selbst Lektorin und Korrektorin.  Ihre Lieblingsjahreszeit wird immer der Herbst sein. Der „Novemberkönig“ ist ihr Debütroman.

Hier geht es zur Webseite von Lily Magdalen.

Lily Magdalen auf Instagram