Die hexenverfolgung in brandenburg

Jedes Jahr erscheint beim ammian Verlag, für den ich das Buchprogramm leite,  zusätzlich zu den vier regulären Heften des Geschichtsmagazins DIE MARK BRANDENBURG ein Sonderheft – meistens für ein Wunschthema. In diesem Jahr kam der Wunsch gleich von zwei Seiten: einmal von einer Kooperationspartnerin und von mir selbst: Hexenverfolgung in Brandenburg.

Einleitungsartikel von Dr. Silke Kamp

Für unser Redaktionsteam war sofort klar: Das machen wir – aber nur mit DER Expertin für die Brandenburger Hexenprozesse und mit vielen Autorinnen, die sich auf unterschiedlichste Art mit Hexerei und Magie beschäftigt haben. Wir hatten Glück: Dr. Silke Kamp sagte sofort zu, den Einleitungsartikel beizusteuern. Dazu gab sie uns auch die Namen vieler anderer Expert:innen, die wir ansprechen konnten.

Hexenverfolgung in Brandenburg – Zahlen und Fakten

Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands gehört Brandenburg zu den weniger betroffenen Gebieten. Dennoch sind die Zahlen jener Opfer, die durch Inhaftierung, Folter oder Hinrichtung zu Tode kamen, erschreckend.

„In den Jahren 1505 in Ostheeren (Altmark) und 1509 in der Stadt Perleberg (Prignitz) ereigneten sich die ersten überlieferten gerichtlichen Verfolgungen zum vermeintlichen Schadenzauber. Dann schweigen die Quellen für mehrere Jahrzehnte. Für die Mittelmark sind die ersten Rechtsbelehrungen 1529 belegt. In der Uckermark begann die Kriminalisierung von Magie 1538 in Templin mit einem verbalen Verdacht.

Die kontinuierliche Verfolgung setzte in der Mittel- und der Uckermark jedoch erst zu Beginn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein. Auch die höchste Prozessdichte ist jeweils im Zeitraum von 1571 bis 1580 mit 37, respektive 62 Fällen anzusiedeln. Bis 1671 sind für die Uckermark etwa 270 Verfahren überliefert. Im gleichen Zeitraum sind es für die Mittelmark 150. Doch befassten sich märkische Gerichte bis Mitte des 18. Jahrhunderts mit Hexereivorwürfen.“

(siehe: https://www.brandenburgikon.net/index.php/de/sachlexikon/hexenprozesse)

DIE MARK – HEXEN IN BRANDENBURG

Für das Cover konnten wir die niederländische Künstlerin Nona Limmen gewinnen, deren Bildsprache perfekt zu den Themen des Hefts passt. Wir wollten weder einen Scheiterhaufen, noch eine Folterszene auf dem Cover sehen, sondern vielmehr die Menschen selbst in den Vordergrund setzen. Nona Limmens Werk beschäftigt sich mit dem Okkulten und Magie, es zeigt die dunklen Seiten unserer Existenz, aus denen wir dennoch Kraft schöpfen können.

Hexenverbrennung in der Altmark Titelseite Artikel Hartmut Hegeler
Artikel von Hartmut Hegeler

Das sind die Artikel des Hefts

Dr. Silke Kamp: Hexen in Brandenburg

Wie kommt es zu Hexenprozessen? Sind es wirklich Zauber und Flüche oder doch eher ein Streit mit dem Nachbarn? Dr. Silke Kamp schildert anhand eines Beispiels aus dem brandenburgischen Liebenwalde, welche Faktoren zu Hexenprozessen geführt haben.

Katrin Stupp: Mittelalterliche Zaubersprüche zwischen magischem Heidentum und christlichem Alltag

Zaubersprüche gibt es wirklich: Die Merseburger Zaubersprüche sind ein berühmtes Beispiel für heidnische Magie im frühen Mittelalter. Aufgeschrieben sind sie jedoch in christlichen Büchern. Wie gehen christliche Vorstellungen und heidnischer “Aberglaube” zusammen? Katrin Stupp gibt Erklärungen.

Peggy Prien: Was vom Hexen übrig blieb: Magische Objekte und unheimliche Personen im Spiegel archäologischer Funde

Wiedergänger, Vampire, magische Personen – auch in Brandenburg gibt es Bestattungen, die ungewöhnlich sind. Peggy Prien erzählt von mit Steinen beschwerten Skeletten, von Nägeln in Särgen und „Hexenflasche“.

Bettina Bergmann & Kathrin Schwarz: Von “weisen Frauen” und kundigen Nonnen

Was unterscheidet die Heilkunst der Hildegard von Bingen vom Kräuterwissen der einfachen Landfrauen? Ist ein christlicher Segen genauso wirksam wie ein Umschlag und das “Besprechen” von Krankheiten? Bettina Bergmann und Kathrin Schwarz erzählen von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Kloster- und Volksmedizin.

Heike Brett: Die Butterhexe von Semlin

Anna Rahns – angeklagt als Hexe nach einer Beschwerde von Käufern der hergestellten Butter und an den Brandenburger Schöppenstuhl überstellt. 2002 wird ihr ein Denkmal auf dem Semliner Dorfplatz errichtet und Heike Brett recherchiert erneut: Ist Anna Rahns wirklich hingerichtet worden?

Hartmut Hegeler: Hexenprozesse in der Altmark

In der Altmark verzeichnete man die meisten Prozesse gegen angebliche Hexen und Zauberer, hier starben mehr Menschen als anderswo in Brandenburg. Hartmut Hegeler stellt einige Kritiker vor, die sich schon früh gegen die Prozesse äußerten.

Klaus-Peter Möller: Klosterhexen, Naturmagie, Chinesenspuk – Die Macht des Unheimlichen in der Dichtung Fontanes

Geistererscheinungen, Hexen, Wiedergänger – überraschend oft tauchen übersinnliche und magische Phänomene in den Werken Fontanes auf. Klaus-Peter Möller geht ihnen nach.

Kathrin Schwarz: Hexendenkmal Bernau – Warum wir der Hexenverfolgung gedenken

Das Hexendenkmal in Bernau am Henkerhaus ist heute kaum zu übersehen. Darauf finden sich die Namen vieler Menschen, die hier angeklagt, gefoltert und hingerichtet wurden. Wie steht es um das Gedenken an die Opfer von Hexenverfolgungen? Kathrin Schwarz gibt einen Überblick.

Stefka Ammon: Das letzte Todesopfer der Hexenverfolgung in Brandenburg

Am 17. Februar 1701 stirbt die fünfzehnjährige Magd Dorothee Elisabeth Tretschlaff im Dörfchen Fergitz in der Uckermark durch das Schwert des Scharfrichters. Die Künstlerin Stefka Ammon hat die Geschichte um diesen letzten Hexenprozess der Uckermark recherchiert.

Alexander Vogel: Alles rechtens – Der Brandenburger Schöppenstuhl während der Hexenverfolgung

Der Brandenburger Schöppenstuhl – das BGH seiner Zeit – bestand fast 600 Jahre und ist gut dokumentiert. Alexander Vogel untersucht, inwieweit dieses Gericht für die Urteile in den Hexenprozessen in Brandenburg verstrickt ist und zu welchen Urteilen es gekommen ist.

Therese Reinke: Moderne Hexen in Brandenburg – Eine Spurensuche

Vereint oder freifliegend, traditionsbewusst oder modern? Hexen gibt es auch heute noch unter uns – an die 10.000 sind es in Deutschland. Therese Reinke macht sich auf die Suche und findet noch immer Gewalt gegen Frauen, Aufruhr und Empowerment.

Hexen in Brandenburg Cover

Die Mark Brandenburg
Sonderheft 2022: Hexen in Brandenburg

erschienen im ammian Verlag
48 Seiten, mit vielen Abbildungen
ISBN 978-3-948052-60-7

6,00 € zzgl. Versandkosten

 

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