Wie finde ich die richtige Zielgruppe für meinen Text?
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Egal, ob du dich für Self-Publishing oder Verlagssuche entscheidest - ohne eine Zielgruppenanalyse wirst du deinen Text nicht erfolgreich anbieten. Für viele ist dieses Thema schwierig. In diesem Artikel erfährst du, mit welcher Strategie du es dir einfacher machen kannst.

Egal, ob du dich für Self-Publishing oder Verlagssuche entscheidest – ohne eine Zielgruppenanalyse wirst du deinen Text nicht erfolgreich anbieten. Für viele ist dieses Thema schwierig. In diesem Artikel erfährst du, mit welcher Strategie du es dir einfacher machen kannst.

Warum du deine Zielgruppe gerade im Self-Publishing kennen solltest

Lasst uns heute einer Wahrheit ins Auge sehen: Autor*innen schreiben für eine Zielgruppe – immer! Gerade in der Unterhaltungsliteratur ist diese ziemlich eindeutig festgelegt für jedes Buch. Aber auch Romane aus der „hohen Literatur“ haben eine Zielgruppe. Diese ist vielleicht nicht nach Geschlecht oder Altersstruktur bestimmt, aber umfasst doch eine Gruppe X, die sich für das Thema des Romans interessiert. Und wenn man genau hinsieht, verbindet die Personen dieser Gruppe X häufig mehr als nur dieses Interesse.

Deshalb ist es wichtig, dass du dir deutlich machst, an wen sich dein Text richtet. Spätestens, wenn du dein Manuskript an einen Verlag schicken möchtest oder im Self-Publishing dein Marketing planst, musst du genau wissen, wer dein Buch lesen wird. Je klarer deine Vorstellung ist, umso einfacher ist es auch, dein Buch erfolgreich anzubieten.

„Aber ich schreibe doch für mich!“

Als Lektorin kenne ich den Einwand: „Aber ich schreibe doch nicht für eine Zielgruppe, sondern für mich!“ Das höre ich oft von meinen Kund*innen. Ich antworte darauf: Wenn du nur für dich schreiben würdest, dann wäre es ein Tagebuch. Aber du möchtest, dass jemand deinen Text liest. Du schreibst ihn nicht für die Schublade.

Es gibt aber ein Problem: Fragt man Autor*innen spontan nach ihrer Zielgruppe, neigen viele dazu, eigene Vorlieben und Werte zu beschreiben, statt wirklich darüber nachzudenken. Damit wir das umgehen können, brauchen wir Informationen über potenzielle Leser*innen, über ihre Vorstellungen und Werte, ihr soziales Milieu und ihren Wissensstand.

Ein Avatar für deine Zielgruppe

Wie aber findet findest du deine Zielgruppe? Und wie kannst du sie genau eingrenzen? Dazu brauchst du etwas Zeit, Recherche und eine Strategie, die es dir erleichtert, dich in deine zukünftigen Leser*innen hineinzudenken. 

Wir Menschen können mit individuellen Personen mehr anfangen als mit schwammigen Gruppen. Je mehr Details wir kennen, desto einfacher wird es. Im Marketing spricht man hier von einer Marketing Persona oder einem Avatar. Gerade bei Unternehmensgründungen kommt dieser zum Einsatz – denn jede Gründerin muss wissen, wer ihr Produkt kaufen soll. Ein Avatar ist ein Durchschnitt der Eigenschaften und Interessen deiner Zielgruppe.

Um einen Avatar zu erstellen, brauchst du etwas Zeit und Fantasie. Leg dir einen Charakterbogen an, den du Schritt für Schritt ausfüllst. Um dir die Arbeit zu erleichtern, habe ich dir einen Fragekatalog zusammengestellt. Den Downloadlink findest du am Ende dieses Artikels.

Der erste Schritt: Tausend Fragen

Beantworte alle Fragen zunächst spontan. Der Bogen ist in vier Bereiche aufgeteilt: GrundangabenInteressen und BildungWerte und Vorstellungen und Lebenswelt. Die Grundangaben umfassen Informationen wie den Namen, den Wohnort und das Geschlecht deines Avatars. Bei Bildung und Interessen geht es um den höchsten Abschluss, den Job und die Hobbys deines Avatars. Im Bereich Werte und Vorstellungen findest du Fragen zu den moralischen Vorstellungen, den Problemen und Träumen deines Avatars. Zuletzt gibt es noch ein paar Fragen zur Lebenswelt: Familiäre Beziehungen, Konsumverhalten und soziales Milieu sind hier noch einmal wichtig.

Visualisieren! – The Power of Pinterest

Du hast jetzt in deinem Charakterbogen schon einige Details zu deinem Avatar gesammelt. Es wird Zeit, dein Gehirn auf einer visuellen Ebene anzusprechen. Eine Möglichkeit ist die Collage, eine andere die Mindmap. Beides strukturiert deine Antworten zu den Fragen in übersichtlicher Weise.

Ich finde zu diesem Zweck Pinterest am besten geeignet. Du kannst Pinnwände – so genannte Boards – anlegen, auf denen du Bilder sammelst, die verschiedene Aspekte deines Avatars zeigen. Viele Autor*innen nutzen Pinterest auch als Inspiration für Charaktere und Schauplätze. Lege ein Board für deinen Avatar an und sammle darauf alles, was ihn oder sie ausmacht – von der Wohnungseinrichtung über die Kleidung bis hin zu Merchandising aus den Fandoms, die deinen Avatar interessieren.

Wo du deinen Avatar einsetzen kannst

Mit dieser Visualisierung im Kopf ist es sehr viel einfach, einen kritischen Blick auf das eigene Manuskript zu werfen. Häufig erleichtert es mir als Lektorin auch die Zusammenarbeit mit meinen Kund*innen. Zusammen finden wir so schnell Textstellen, die zu soft oder zu gewalttätig sind. Wir überprüfen das Vokabular auf Wörter, die deine Zielgruppe nicht kennt und schauen, wo Erklärungen notwendig sind. Du bekommst Klarheit darüber, ob deine Geschichte und deine Charaktere gut ankommen werden – sowohl beim richtigen Verlag als auch bei deiner Leserschaft!

Auch für dein Marketing hilft dir dein Avatar weiter. Er ist Ausgangspunkt für die Auswahl der richtigen Social-Media-Plattformen und für die Inhalte und Gestaltung deiner Beiträge. Eine zwanzigjährige Studentin mit Vorliebe für Romance wirst du auf Instagram eher antreffen als auf Facebook. Du kennst jetzt ihre Vorlieben und Interessen und kannst so deinen Roman den richtigen Leser*innen vorstellen.

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